[489] Johann (Baptist Jos. Fabian Sebastian). Erzherzog von Oesterreich, geb. den 20. Jan. 1782 zu Florenz, Sohn des Großherzogs von Toscana, des späteren Kaisers Leopold II., erwarb sich eine sehr vielseitige Bildung, widmete sich jedoch wie sein Bruder Karl vorzugsweise [489] kriegswissenschaftlichen Studien. Im Jahr 1800 übernahm er den Oberbefehl über die Armee. die an der Donau gegen Moreau focht, jedoch unter Kray eine Reihe von Unfällen erlitten hatte; der junge Prinz konnte das Glück nicht wiederherstellen und verlor die entscheidende Schlacht bei Hohenlinden. 1801 wurde er Generaldirector des Genie- und Fortificationswesens u. Director der Ingenieurakademie zu Wien sowie des Cadettenhauses zu Wienerisch-Neustadt; 1805 leitete er die Vertheidigung Tyrols u. Kärnthens, aber die Unglückstage von Ulm und Austerlitz machten seine Anstrengungen erfolglos. Nach dem Frieden bereiste und untersuchte er das österr. Alpengebirge als Naturforscher. Historiker u. Kriegsmann, bereitete die Vertheidigung desselben vor und durch Hormayr (s. d. Art.) die Erhebung des Tyrol. Im Kriege von 1809 befehligte er das nach Italien bestimmte Heer, besiegte den Vicekönig Eugen bei Vendone, Pordenone u. Sacile u. drang bis an die Etsch vor; die Unfälle der österr. Hauptarmee in Bayern nöthigten ihn zum Rückzuge gegen die Donau; er verlor das Treffen bei Raab und konnte nicht rechtzeitig zur Schlacht bei Wagram eintreffen. Seit dieser Zeit widmete sich der Prinz mit kurzer Unterbrechung im Jahr 1815, wo er Hüningen belagerte u. zerstörte, den Pflichten seiner Aemter, seinen Studien, der Förderung der Landwirthschaft, des Bergbaus und der metallurgischen Industrie. gründete 1811 das Johanneum in Grätz und erwarb sich bei der Bevölkerung Steyermarks eine wahrhaft edle Popularität, wie denn sein Name durch ganz Deutschland den vollsten Klang eines hochgesinnten und patriotischen Fürsten besitzt. Die Stürme des Jahres 1848 riefen ihn noch einmal zu einem großen Wirkungskreise; er eröffnete den Reichstag zu Wien u. wurde am 29. Juni 1848 von dem Parlamente zu Frankfurt zum Reichsverweser ernannt, in welcher schwierigen Stellung er mehr durch Standhaftigkeit u. Vorsicht als durch energisches Eingreifen Deutschland u. Europa vor den gewaltsamsten Erschütterungen und Revolutionen bewahrte. Er dämmte die demokratische Revolutionspartei u. verhinderte die Ausführung der Plane der später sog. Gothaer, Deutschland durch ein preuß. Kaiserthum zu spalten. Am 20. Dezbr. 1849 legte er, als das Parlament nur mehr aus Factionen bestand, seine Würde nieder u. ging nach Steyermark zurück. Er ist seit 1827 mit Anna Plochel. einer Postmeisterstochter, vermählt, die zur Gräfin von Meran und Freiin von Brandhof (I.s Lieblingsaufenthalt und Gut in Steyermark) erhoben wurde; sein Sohn, der Graf Franz von Meran, geb. den 11. März 1839, widmet sich mit Vorliebe dem Kriegswesen.