Kosciusko

[646] Kosciusko (Koschziuschko), Thaddäus, geb. 1746 zu Siechnowice, der letzte Oberfeldherr der poln. Republik, wurde zu Warschau und in Versailles zum Offizier erzogen, Hauptmann, verließ Polen wegen eines Liebeshandels und nahm unter Washington Dienste, in welchen er bis zum Brigadegeneral stieg. Nach seiner Rückkehr schloß er sich der Patriotenpartei an, erwarb sich im Feldzuge von 1792 gegen die Russen durch das Treffen bei Dubienka den Ruf des besten poln. Generals, verließ Polen, als König Stanislaus Poniatowski sich den Russen fügte, blieb aber von Leipzig aus mit den Patrioten in Verbindung. Als 1794 der allgemeine Aufstand ausbrach, trat er an die Spitze der Krakauer Conföderation und wurde Dictator und Oberfeldherr, in welcher Stellung er seine Gewalt in keiner Weise mißbrauchte und mit geringen Mitteln Außerordentliches leistete. Er gewann das Treffen bei Raclawice, wurde zwar von der preuß. Armee geschlagen, zwang dieselbe jedoch wieder zur Aufhebung der Belagerung von Warschau. Am 10. Octbr. unterlag er bei Macijowice der russ. Uebermacht, wurde verwundet und gefangen (Finis Poloniae!). Katharina II. ließ ihn in das Gefängniß werfen, Paul I. aber gab ihm die Freiheit wieder und K. ging 1797 nach Amerika, im folgenden Jahre, im Auftrage des Congresses, nach Frankreich, wo er bis 1814 zurückgezogen lebte. Napoleon wollte ihn zur Revolutionirung Polens gebrauchen, als er ihm aber die Wiederherstellung Polens [646] nicht zusagte, wies K. alle Anträge zurück, wandte sich 1815 nach Italien, 1816 nach Solothurn, wo er den 15. Oct. 1817 st. Kaiser Alexander ließ seinen Leichnam abholen u. im Dome zu Krakau bei den poln. Königen beisetzen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 646-647.
Lizenz:
Faksimiles:
646 | 647
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika