Lissabon

[7] Lissabon (Lisboa), Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Portugal, 4 Ml. oberhalb der Mündung des Tajo, der hier eine Breite von 1 1/4 Ml. und zureichende Tiefe für die größten Schiffe hat, ist herrlich gelegen, hat eine großartige auf 34 Bogen über das Thal von Alcantara geführte Wasserleitung, viele Kirchen u. Klöster, ausgezeichnete öffentliche und Privatgebäude, enthält viele Bildungsanstalten, öffentliche Bibliotheken, großartige Wohlthätigkeitsanstalten, ist der Mittelpunkt aller Regierungsbehörden, Sitz eines Patriarchen, hat 294000 E. L. ist keine Fabrik- aber eine bedeutende Handelsstadt; Gegenstände der Ausfuhr sind: Seide, Wolle, Wein, Südfrüchte, Korkholz etc.; der Einfuhr: Getreide, Fabrikate aller Art; L. ist ein Hauptplatz für den Schleichhandel mit Spanien. Unter den Einw. finden sich bei 30000 Galegos d.h. aus dem span. Galizien hergewanderte Dienstboten, Taglöhner, Wasserträger, die meistens mit dem Ersparten wieder heimkehren. Die Stadt ist offen, der Hafen aber durch die Forts S. Juliano, Torre de Bugio, Belem u. S. Sebastian geschützt. Außer Belem sind in der Nähe die königl. L Luftschlösser Ramathao und Queluz u. bei 7000 Landhäuser. Erdbeben 1755. – L. ist wahrscheinlich phönic. Gründung und hieß Olisippo, als röm. Colonie Felicitas Julia, erhielt durch die Gothen den Namen Olisipona. Im 8. Jahrh. nahmen es die Araber, diesen 1147 König Alfons I.; von dieser Zeit an blieb L. portugies. Hauptstadt. Die Blüte der Stadt fällt mit der Glanzzeit Portugals zusammen (1510–80), sie hob sich wieder sei 1680, litt furchtbar durch das Erd beben von 1755, wo gegen 30000 Menschen umkamen, und fast eben so viel durch den Abfall Brasiliens und die seit 1822 einander ablösenden Revolutionen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 7.
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