[192] Servete, Miguel, der in Genf als Ketzer verbrannte Arzt, soll eigentlich Reves oder Renes geheißen haben; geb. 1509 zu Villanuova in Aragonien, studierte er zu Toulouse die Rechte, die alten Classiker und Kirchenväter u. wurde zum Pantheisten, den besonders das Dogma von der hl. Dreifaltigkeit anwiderte. Er fand es räthlich, außerhalb dem Bereiche der span. Inquisition zu bleiben, lernte 1530 zu Basel den Oekolampad kennen und veröffentlichte 1531 seine Ansichten in einem berüchtigt en Buche (de Trinitatis erroribus libri VII, gedruckt zu Hagenau im Elsaß), welches [192] der Kaiser 1532 verbot u. auch Reformatoren wie Bucer, Capito u. Oekolampad heftig angriffen. S. aber ließ so fort eine neue Schrift gleichen Inhalts folgen, trieb sich bald in Frankreich, bald in Italien herum, las 1536 zu Paris über die Geographie des Ptolemäus sowie über Mathematik, u. studierte endlich Medicin. Nachdem er zu Paris neue Beweise seines unruhigen u. disputirsüchtigen Naturells geliefert, lebte er im Städtlein Corlieu einige Jahre als prakt. Arzt, dann unter der Aegide des Erzbischofs von Vienne, Pierre Palmier, ruhig der gelehrten Schriftstellerei, bis 1553 sein durch und durch antitrinitarisches Buch »Christianismi restitutio« erschien, worin Melanchthon u. besonders Calvin arg. durchgehechelt wurden. Namentlich auf Calvins Betreiben hin wurde S. in Frankreich als Verfasser des Buches bekannt und verhaftet; es gelang ihm zwar zu entfliehen, aber das Gericht von Vienne verurtheilte ihn als überwiesenen Ketzer in contumaciam zum Feuertode u. der flüchtige S. wurde von seinem Unglücksstern nach Genf getrieben, wo ihn Calvin sofort in Fesseln schlagen u. am 27. Oct. 1553 durch langsames Feuer verbrennen ließ. Bucer u. sogar Melanchthon drückten dem Genfer Reformator ihren Beifall zu der Ketzerhinrichtung aus, dieser aber bewies in der Schrift: Fidelis expositio errorum Serveti etc. der Tod sei die der Ketzerei angemessenste Strafe. Lebensbeschreibungen von Boysen (Wittenb. 1712), van Alwörden (Rotterd. 1729), J. L. Mosheim (Helmst. 1748, 1750), John Jaird (Lond. 1771) u.s.f., vgl. Rilliet Decandolle: Relation du procès criminel etc. Genève 1844 (Auszug aus den Memoiren und Documenten, veröffentlicht von der Gesellschaft für Geschichte und Archäologie).