[669] Walther von der Vogelweide, so genannt von seiner Vorliebe für die Bögel, der ausgezeichnetste Minnesänger u. namentlich der vielseitigste, geb. zwischen 1165 u. 1170 in Franken od. Schwaben, dichtete wohl schon vor 1190 lebensfrische, anmuthige, aber keineswegs immer platonische Liebeslieder, in seinen spätern Jahren rein religiöse und vor allem politische, in denen er sich als freimüthiger, feuriger Ghibelline kundgibt und dem Papstthum oft genug mit Zorn und Hohn gegenüber tritt. Aus seinen Gesängen sind auch seine nähern Lebensverhältnisse herauszulesen. Von Hause aus ein armer Ritter, lernte er als fahrender Sänger am Hofe der Herzoge von Oesterreich »singen u. sagen«, hielt zu Kaiser Philipp (st. 1208), Otto IV., u. nach der Krönung zu Friedrich II., der ihn 1216 mit einem kleinen Lehen bedachte. Auch am geräuschvollen Hofe Hermanns von Thüringen (1195 bis 1215) und des hl. Ludwig, seines Sohnes (121527), weilte W. gern, wie er denn auch im Wartburgkrieg (s. d.) eine Rolle spielt. Die Spur des Sängers verliert sich zur Zeit des Kreuzzuges Kaiser Friedrichs II. (1228), ob er selber am Zuge theilnahm, ist ungewiß. Er starb, nachdem er »40 Jahre und mehr von Minne gesungen« und wurde zu Würzburg begraben, wo man ihm 1843 ein Denkmal errichtete. Treffliche Ausgabe der Dichtungen durch Lachmann (3. Aufl. Berl. 1853), hochdeutsche mit Erläuterungen durch Simrock (Leipzig 1833, 2. Aufl. 1853). Vgl. Uhland: W. v. d. V., ein altdeutscher Dichter (Tübingen 1822).