Wessenberg-Ampringen

[702] Wessenberg-Ampringen, Ignaz Heinr., Frhr. v., Bruder des Vorigen, theolog. Schriftsteller und Dichter, geb. 1774, wurde geistlich und erhielt schon als Jüngling Domherrenstellen an mehren Hochstiften des deutschen Reiches. 1802 ernannte ihn der damalige Kurerzkanzler Karl Theodor von Dalberg zum Domdekan und Generalvicar des Bisthums Konstanz, 1814 zu seinem Coadjutor cum jure successionis. Als 1817 Dalberg starb, wählte das Kapitel [702] W. zum Bisthumsverweser, der Großherzog von Baden war damit einverstanden, allein der Papst verwarf durch ein Breve vom 15. März 1817 die Wahl und hob durch die Bulle Provida solersque vom 16. Aug. 1821 das uralte Bisthum Konstanz ganz auf, doch kam die Errichtung der oberrheinischen Kirchenprovinz erst 1827 zu Stande. W. hatte in seinem großen Wirkungskreise sehr thätig und vielfach vortrefflich gewirkt, dabei aber auch Verordnungen und Einrichtungen im Geiste des sog. Josefinismus getroffen, auch gehörte er zu denjenigen, welche der Staatsgewalt die Durchführung der bereits 1819 von Rom verworfenen Grundsätze der sog. Kirchenpragmatik versprochen hatten. Seit 1827 lebt W. als Privatmann in Konstanz den Musen und der Wohlthätigkeit. Als Dichterist W. als ein zarter und sinniger Lyriker anerkannt, dagegen wird seinen epischen (Fenelon, Napoleon) und religiösen Dichtung en der Kunstwerth abgesprochen (die zu Stuttgart 1834–1844 in 6 Bändchen gesammelten Gedichte sind seitdem um ein weiteres Bändchen vermehrt worden); als prosaischer Schriftsteller lieferte er das Hauptwerk: »Die großen Kirchenversammlungen des 15. u. 16. Jahrh. in Beziehung auf Kirchenverbesserung« (Konstanz 1840, 4 B.); dazu außer strengtheologischen Schriften auch solche über die Schwärmerei, Reform der Universitäten, Betrachtungen über die wichtigsten Gegenstände im Bildungsgange der Menschheit u. dgl. m.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 702-703.
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