Trinklied

[310] Trinkt Brüder der Reben

Entflammten Saft!

Er würzet das Leben

Und schenkt uns Kraft.

Die Waßertrinker die keuchen,

Sehn wie Gespenster und Leichen

Und werden mit mürrischem Gram bestraft.


Schleicht heute nicht blasser

Der Mond dahin?

Er trank zu viel Waßer,

Das bleichet ihn.

Hätt er Burgunder zu trinken,

Er würd Euch treflicher blinken,

Er würde wie unsere Wangen glühn.


Was quaken die Frösche

In jenem Sumpf?

Wird nicht ihr Gewäsche

Vom Waßer dumpf?

Laßt sie im Rebensaft schwimmen!

Ich schwörs, in unsere Stimmen

Tönt gellend dem Bachus auch ihr Triumph.

Quelle:
Heinrich Christian Boie. Beitrag zur Geschichte der deutschen Literatur im 18. Jahrhundert von Karl Weinhold, Halle 1868, S. 310-311.
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