Die stille Wiese

[37] Knopp begibt sich weiter fort

Bis an einen stillen Ort.


Die stille Wiese

Hier auf dieser Blumenwiese,

Denn geeignet scheinet diese,
[37]

Die stille Wiese

Kann, er sich gemütlich setzen,

Um die Scharte auszuwetzen

Und nach all den Angstgefühlen

Sich ein wenig abzukühlen.


Die stille Wiese

Hier ist alles Fried und Ruh,

Nur ein Häslein schauet zu.

Sieh da kommt der Bauer Jochen.

Knopp hat sich nur leicht verkrochen,


Die stille Wiese

Die stille Wiese

[38] Doch mit Jochen seiner Frau

Nimmt er es schon mehr genau.


Die stille Wiese

Kurz war dieser Aufenthalt.

Und mit Eifer alsobald

Richtet Knopp sein Augenmerk

Auf das angefangne Werk. –
[39]

Kaum hat er den Zweck erreicht,

Wird er heftig aufgescheucht,

Und es zeigt sich, ach herrje,

Jetzt sind Damen in der Näh.


Die stille Wiese

Plumps! – Man kommt. – Indes von Knopp


Die stille Wiese

Sieht man nur den Kopf, gottlob! –


Die stille Wiese

[40] Wie erschrak die Gouvernante,

Als sie die Gefahr erkannte.

Ängstlich ruft sie: »O mon dieu!

C'est un homme, fermez les yeux!«


Die stille Wiese

Knopp, auf möglichst schnelle Weise,

Schlüpfet in sein Beingehäuse.


Die stille Wiese

[41] Dann verläßt er diesen Ort

Und begibt sich weiter fort.


Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 37-42.
Lizenz:
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