[Wenn die gärten ganz verblassen]

[35] Wenn die gärten ganz verblassen

Und die winde feucht und schneidend

Alles laub vom aste scheidend

In dem staub vermodern lassen:


Wenn die ersten schneekristalle

Halb-zerschmolzen schon im falle

Von den kahlen zweigen träufeln

Neue neue stets sich senken:

Warum muss ich gleich da denken

An vergehen und verzweifeln?


Und wenn in den maientagen

Wälder bunte triebe tragen

Wenn im grünen kleid sich sehen

Froh von neuem baum und strauch:

Denk ich so gewiss dann auch

Gleich an hoffen auferstehen?

Quelle:
Stefan George: Die Fibel. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 1, Berlin 1927, S. 35-36.
Lizenz:
Kategorien: