Rückkehr zweier Thüringer aus England

[429] Der Eine


Goodbye. I go,

Anybody to irgendwo.

Lebe wohl, du Land, das ich verehre!


On the pier winks no girl, no man.

Oh, the Channel is larger than

Many many Meere.


Only altogether was to me

The only English friend.

And it seems to be

Und muß wohl so sein:

Unser Kontinent hat einen wärmeren Sonnenschein.


Dennoch komme ich aus guter Zeit.

England was light and was polite.


England is a happy land,

Und es braucht uns nicht,

And it doesn't understand,

Was aus foreign Herzen sucht und spricht.


Wenn es wüßte!

Das Schiff rollt. Es entschwindet die Küste.

Ich fühle mich frei.

England, goodbye!


[429] Der Andere


Nun war ich drüben überm Kanal

In London, fast eine Woche.

Nun fahre ich nach Schnepfental.

Für mich beginnt nun wieder einmal

Eine Epoche.


Muß ich auch für das letzte Stück

Einen Personenzug nehmen,

Nur in der Ferne liegt das Glück,

Durchaus nicht im Bequemen.


Anni ist Anni und immer ganz Ohr

Für Worte, wie ich sie wähle.

Nun stelle ich mir in Gedanken vor,

Wie ich ihr von London erzähle.


Ich habe studiert und photographiert –

Die Bilder kann ich auch zeigen.

Ich wollte nur, ich wäre blasiert.

Dann könnte ich unterwegs schweigen.


So aber bin ich zu mitteilsam.

Fast wie ein unmündiger Knabe.

Es ist beschämend und doch sehr heilsam,

Daß ich schreckliches Heimweh habe.

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 429-430.
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