Des bulers beicht

[273] In dem feinen ton her Walthers.


28. merz 1549.


1.

Ein buler beicht eim pfaffen alt

und im auch nach der leng erzalt,[273]

wie er sein bulerei das jar het triben,

Wie, wo und wan, ers als bekent,

wie oft, und saget all umstent,

als ob ers het an einem zettel gschriben.

Do fing der alt pfaff an zu weinen.

der buler des erschrak gar ser,

dacht: »o wie ist der pfaff so feint der sünde!

wie wird ich mich mit im vereinen!

ich gib im beichtgelt dester mer.«

er rauscht im gelt, braucht sich listiger fünde,


2.

Und sprach: »ach, herr, laßt mich zu haus!

nemt die drei batzen! richt mich aus!

bekümert euch so hart nit um die sünde.«

Da schnupfet erst der pfaff noch bas

und also hart erseufzen was,

als ob er gar kein wort nit reden künde.

Der buler sprach: »es ist mir leide!

ich wil doch bulen niemermer.

seit guter ding und wolt mich absolviren.

nun bin ich ie kein Türk noch heide,

hab ich ein klein ton wider er,

durch buß kan ich mein sünd wider quitiren.«


3.

Der alt pfaff sprach: »mein sun, ich klag,

das ich es ietzunt nit vermag;

der freuden, darvon du so süß tust sagen,

Darzu ich hab so wol getügt

und hab es auch so wol gemügt,

voraus ertlich in meinen jungen tagen.

Was beichstu an dem ding zu letze,

darmit die welt man meren sol,

die leien und auch darzu die geweichten.

kein buß ich dir auch darfür setze,

wan das ding büßt sich selber wol.«

west ich den pfaffen, ich wolt im auch beichten.

Quelle:
Hans Sachs: Dichtungen. Erster Theil: Geistliche und weltliche Lieder, Leipzig 1870, S. 273-274.
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