Celle

[208] Unendlich dehnt sich rings die graue Haide,

Und dunkel liegt der öde Fichtenhain;

Doch leise schwimmt im heitern Sonnenschein

Um's finstre Bild ein stiller Strahl der Freude.


Wohl flimmern hell am bunten Feyerkleide

Die Thränen oft wie köstliches Gestein;

Doch kann auch Tod am Leben sich erfreun?

Naht Lächeln auch dem Ernst und Lust dem Leide?


O sey getrost! Es giebt ein ew'ges Licht!

Nicht Tod noch Schicksal kann die heil'ge Gabe

Der eignen Kraft der reinen Seele rauben.


Wohl darfst du weinen; zagen darfst du nicht;

Denn menschlich ist die Thrän' am frischen Grabe;

Doch göttlich ist's, zu lächeln und zu glauben.

Quelle:
Ernst Schulze: Sämmtliche poetische Schriften, Band 3, Leipzig 1819–1820, S. 208-209.
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