|
[649] Ein trost psalm, daß Got seiner Kirchen feind stürtzen vnd sein häufflin retten wölle.
1.
In Gott allein setz ich meinn trost
vnd wil mich jm vertrawen,
Hat mich vom Todt auß gnad erloßt,
auff sein Wort wil ich schawen.
Wes ist dann dschult,
daß jr mich wolt
von solcher leer ab dringen,
Vnd sprecht, mir sol
sein gholffen wol,
durch menschē leer gelingen
von Gottes wort zu bringen.
2.
Gleich wie der schütz seinn bogen spennt
vnd scheußt die scharpffen pfeile,
Dermaß auch menschen leer zertrennt
alls gut in kurtzer eile:
Den rechten grund
wöln sie zu stund
durch menschen tand verkeren,
Sprechen 'der schlecht,
der frumm vnd grecht,
was solt vns der guts leren?
wir wöln sein wort nicht hören.
3.
Gott aber sitzt im himel hoch,
dem sie so widersprechen:
Die mißthat gibt Er keynem nach,
er wirts gar schwerlich rechen:
Sein augen zwar
sehn alles klar,
prüfen der menschen kindern;
Wer jm recht thut,
der hats auch gut,
die bösen wirt er hindern,
irn freuel zuuermindern.
4.
Ein wetter groß mit donnerplitz
wirt er lan auff sie regnen,
Ir lohn ist schwefel, fewr vnd hitz,
den frummen gibt dagegen,[649]
Die jr angsicht
han dahin gricht,
daß sie sein Wort belieben
Vnd dem nachtracht
beid tag vnd nacht,
sich stets darinn zu üben,
die läßt er nit betrüben.
5.
Des danckn wir dir, O Herre Got,
du wöllest vnser walten,
Behüten für der bösen rott,
vnd an deim wort erhalten,
Die rechte lehr
zu deiner ehr
vor diser welt bekennen,
Kein wasser, fewr
noch abenthewr
von dir nimmer abtrennen,
wie wir vns nach dir nennen.
Buchempfehlung
Der junge Chevalier des Grieux schlägt die vom Vater eingefädelte Karriere als Malteserritter aus und flüchtet mit Manon Lescaut, deren Eltern sie in ein Kloster verbannt hatten, kurzerhand nach Paris. Das junge Paar lebt von Luft und Liebe bis Manon Gefallen an einem anderen findet. Grieux kehrt reumütig in die Obhut seiner Eltern zurück und nimmt das Studium der Theologie auf. Bis er Manon wiedertrifft, ihr verzeiht, und erneut mit ihr durchbrennt. Geldsorgen und Manons Lebenswandel lassen Grieux zum Falschspieler werden, er wird verhaftet, Manon wieder untreu. Schließlich landen beide in Amerika und bauen sich ein neues Leben auf. Bis Manon... »Liebe! Liebe! wirst du es denn nie lernen, mit der Vernunft zusammenzugehen?« schüttelt der Polizist den Kopf, als er Grieux festnimmt und beschreibt damit das zentrale Motiv des berühmten Romans von Antoine François Prévost d'Exiles.
142 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro