Psalm. 13. Vsquequo domine

[650] Gebetpsalm wider schwermütigkeyt des geists, daß Gott trösten vnd helffen wölle.


1.

Ach, HERR, wie lang wiltu ietz mein

so gar vnd gantz vergessen?

Verbirgst das frölich antlitz dein,

weil mich vnfäl besessen?

Wie lang sol sich

ängsten teglich

mein seel vnd hertz verschmachten?

Wie lang sol doch

der feind mir nach

stellen vnd gar verachten

vnd vber mich erheben?


2.

Ach, HERR, schaw doch auff mein elend,

wölst mein gebet erhören,

Dein gnedig ohren zu mir wend,

dein antlitz zu mir keren,

Mein angesicht

laß trawren nicht

vnd halt mein augen offen,

Daß mich die not

nit senck inn todt,

für leyd nit werd entschloffen,

HERR, schaff, daß ich mög leben.


3.

Ach, hilff mir, HERR, machs nit zu lang,

daß meine feind nit bochen,

Sprechen ›wie wirt jm ietz so bang!

wir haben vns gerochen.‹

Wann ich on sig

darnider lig,

als hetstu mein vergessen,

Dann werden sie

jmmer vnd ie

hoffertig vnd vermessen

sprechen, jn sei gelungen.


4.

Ich aber hoff auff deine gnad

vnd weyß, du hilffest gerne.

Mein hertz sich des gefrewet hat,

dein trost ist mir nit ferne,

Darumb sol dir

all zeit von mir

so lang ich leb auff erden,

Weil deine güt

wol an mir thut,

dein ehr verbreytet werden

vnd ewig lob gesungen.


Quelle:
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Band 3, Leipzig 1874, S. 650-651.
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