Psalm. 50. Deus deorum dominus

[660] Ein weissagung von der herrligkeyt des Euangelij.


1.

Gott rüfft vnd schreit

sein stimm außbreyt,

auß Zion bricht herfür sein wort,

Vnd sagt, daß Er

allein sei der

der sein volck richt vnd hilfft jn fort.

Auß aller not,

sünd, hell vnd todt

hilfft Er vnd ist ein trewer hort.


2.

Wer heilig ist

vnd rechter Christ,

derselb versteht Gotts willen wol,

Daß Er seinn bund

auch alle stund

mehr dann das opffer achten sol,

Sein grechtigkeit

wirt außgebreyt,

seinr gnad ist himl vnd erden vol.
[660]

3.

Er spricht ›Schweig nu

vnd hör mir zu!

meinn willen ich dir zeygen wil.

Dein opffer schwer

ich nicht beger,

on glauben gilts vor mir nit vil.

Dein Got bin ich,

da für halt mich,

laß mich dir helffen, halt du still!


4.

Drumb nicht gedenck,

daß ich geschenck

nem für die sünd vnd missethat:

Schaff, Ochs vnd Rindt

vnd was man sindt

mein hand selb alls erschaffen hat,

Vögel vnd thier

ist alls vor mir,

lebt meiner hülff, beyd frü vnd spat.


5.

Wanns ich nu wolt

oder essen solt,

würd ich dich nicht drumb reden an.

Ist doch die erd

vnd was sie bschwerdt

alls mein vnd muß sein wesen han

Von mir allein

vnd sindt sunst keinn

der jm in nöten helffen kan!‹


6.

Drum opffer Got

nach seim gebot

preiß, lob vnd ehr vnd sag jm danck

In angst vnd not,

Sünd, hell vnd todt,

so rüff jn an, wann dir wirt bang,

Dann hilsst er dir

nach deim begir,

drumb preiß jn auch dein lebenlang.


7.

Wer aber wil

mit wercken vil

sich selbs von sünden machen frei,

Der lestert Got

mit hon vnd spott,

als ob er gleich eim kaufman sei,

Das recht verkert

vnd vnrecht lert

vnd zeucht die Schrifft beim har hinbei.


8.

Er haßt die zucht,

des glaubens frucht,

veracht Gots wort vnd wirffts zu rück:

Siht Er einn dieb,

so ists jm lieb,

heimlich braucht er Ehebrechers stück,

Sein zung gern leugt,

die leut betreugt,

braucht nichts denn eitel falsche tück.


9.

Das darff er thun

vnd ist so kün

vnd denckt, Got söll es straffen nicht,

So Er doch hat

mit zorn vnd gnad

all ding zu vrteyln sich verpflicht:

Wer gots vergißt,

sich selb vermißt,

der wirt auch Ewig hin gericht.


10.

Drumb ist kein weg,

kein straß, kein steg,

kein opffer, da man Got mit preißt,

Dann daß sein wort,

der gnaden hort,

angnommen vnd daß man sichs fleißt:

Danck jm allzeit

in lieb vnd leyd,

der glaub wirt mit der that beweist.


11.

Dran vns erhalt

durch deinn gewalt,

der du vns all erschaffen hast

Vnd durch deinn Son,

der gnaden thron,

erlöset von der sünden last!

Dein Heilger geyst

vns alln geleyst,

daß wir dort Ewig sein dein gäst!


Quelle:
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Band 3, Leipzig 1874, S. 660-661.
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