|
[676] Ein Lere, Daß allein durch Gottes segen, vnd keyn menschliche weißheyt, Regiment, vnd haußhaltung erhalten vnd bestendig bleibt.
1.
Wo Gott nit selb das hauß auffricht
vnd schafft all ding darinne,
Da ist mit vns nit außgericht,
verlorn ist sterck vnd sinne:
All müh vnd sorg vergebens geht,
wo Gottes hilff nit bey vns steht,
all arbeyt ist verloren.
2.
Wo Gott nicht selb bewart die Statt
vnd bawt all thürn vnd thore,
Da hilfft keyn gelt noch menschen rath,
all sterck vnd macht verloren:
Wo Gott nicht hat zu wachen lust,
da ist all hut vnd wacht vmb sust,
all kunst vnd list muß fallen.
3.
Darumb merckt auff vnd sehts wol an,
die jr on glauben leben,
Ewr brot suchen mit frü auff stan:
er wils also nicht geben:
Die jn förchten, den fellt es zu
im schlaff, on alle not vnd müh,
die seiner gnad erwarten.
4.
Des leibes frucht vnd menschen kind
scheuckt vns Gott selb zum Erbe,
Er gibts zu lon wem ers nur günt,
vnd leßt niemandt verderben:
Mit segen Er all ding erfüllt,
durch jn wirt hunger, durst gestillt,
auß rechter gnad vnd güte.
5.
Die pfeil sind in des Risen macht,
wann er wil gehn zu streiten,
Er scheußt sie, wo er hin gedacht,
zu rechter stett vnd zeitten:
So sind all menschen, jung vnd alt,
in Gottes macht vnd seiner gwalt,
er wil sie all versorgen.
6.
Drumb laß vns trawen auff sein wort
vnd sehn auff seine hande:
Er wirt vns helffen hie vnd dort,
wir werden nicht zu schanden,
Den Löcher Er vns füllen wil,
so haben wir gewonnen spil
vor vnsern feinden allen.
7.
Dafür wir dancken Christo fron,
der vns solchs hat erworben;
Er ist war Gott vnd Gottes Son,
für menschen mensch gestorben,
Des wir jm ewig danckbar sein,
in seiner heylgen Christen gmein
sein lob allzeit erschallen.
Buchempfehlung
In der Nachfolge Jean Pauls schreibt Wilhelm Raabe 1862 seinen bildungskritisch moralisierenden Roman »Der Hungerpastor«. »Vom Hunger will ich in diesem schönen Buche handeln, von dem, was er bedeutet, was er will und was er vermag.«
340 Seiten, 14.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro