Abortanlagen

[26] Abortanlagen an Bord von Schiffen weichen insofern von den entsprechenden Anlagen auf dem festen Lande ab, als die Wirkungen des Seeschlages sowie die Bewegungen des Schiffes zu berücksichtigen sind; auch ist es für die Anordnung der Klosetteinrichtung von wesentlicher Bedeutung, ob dieselbe im Schiff über oder unter der Wasserlinie Verwendung findet.

Für die Mannschaftsklosetts sind die sogenannten Trogklosetts mit einem Trog für mehrere Sitze vorzugsweise auf Frachtdampfern in Gebrauch; auf den modernen Passagierdampfern sowie auf allen Kriegsschiffen werden nur Trichterklosetts mit Einzelsitzen verwendet. Die Einzelbecken mit offenem Wasserrand bestehen aus Porzellan und sind in einen Kupfermantel mit Kitt eingesetzt, der unten konisch ausläuft und in einem Metallflansch endet, an den sich die Abfallleitung anschließt (Fig. 1). Die Abfalleitungen münden in ein gemeinsames, mit Fall versehenes Kupferrohr von 100–130 mm lichtem Durchmesser, das an der Bordwand an einen Ausgußstutzen mit Rückschlagklappe angeschlossen ist, die bei Seeschlag selbsttätig schließt. Für die Spülung der Mannschaftsklosetts ist sowohl eine gleichzeitige Spülung aller Klosetts als auch die Einzelspülung jedes Beckens vorgesehen.

Für Passagier- und Offizierklosetts kommen nur Einzelklosetts mit getrennter Spülung zur Anwendung. Ihre Aufstellung wird jedoch derart gewählt, daß sie möglichst an ein gemeinsames Abfallrohr angeschlossen werden können, um die Außenhaut nur an wenigen teilen zu durchdringen. Um das Eindringen von Seewasser bei Seegang zu verhindern, werden diese Einzelklosetts im Klosettkörper mit ein oder zwei Klappen versehen. Näheres in den Katalogen von der Sanitas-Gesellschaft in Hamburg, F.G. Rühmkorff & Co., Hannover, u.a.

Die Unterwasserklosetts sind durchweg als Pumpklosetts ausgebildet und sowohl zum Spülen als auch zum Wegdrücken des Schmutzwassers mit je einer Pumpe versehen. Neben den englischen Stone-Klosetts hat sich das Torpedoklosett der Sanitas-Gesellschaft gut bewährt (Fig. 2). Es besteht aus einem aus Kupfer getriebenen und verzinnten Becken, das auf dem nach der Druckpumpe führenden Kanal aufgeschraubt ist. In diesem Kanal ist eine Rückschlagklappe (a), am Pumpenkörper eine Saugklappe (b) und eine Druckklappe (c) vorgesehen. Das Schmutzwasser wird in das Abflußrohr (d) gedrückt. Die Spülpumpe, auf der andern Seite des Beckens angeordnet und mit Scheibenkolben versehen, drückt das Spülwasser von außenbords nach Oeffnen des Hahnes (e) in das Becken. Ist der Hahn (e) geschlossen, so geht das Spülwasser in den oberen Pumpenkörper der Druckpumpe und wird von dieser in das Abflußrohr gedrückt.

Die Klosetträume werden an Bord der Schiffe möglichst luftdicht umschlossen, damit die schlechte Luft nicht in die inneren Schiffsräume dringen kann. Sie wird durch besondere Entlüftungseinrichtungen nach außenbords geleitet. Frische Luft tritt durch die Seitenfenster ein. Der Fußboden der Klosetträume wird mit Fliesen belegt. Die Zahl der Klosettbecken wird nach folgenden Grundsätzen bemessen, und zwar ein Becken für je 12–15 Offiziere, 16 Deckoffiziere und Kadetten, 25 Unteroffiziere und 40 Mann der Besatzung.


Literatur: [1] C. Dick & O. Kretschmer, Handbuch der Seemannschaft, Berlin 1899. – [2] Kataloge der Sanitas-Aktien-Gesellschaft Hamburg und F.G. Rühmkorff & Co., Hannover.

T. Schwarz.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 26.
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