Atrium

[343] Atrium. Die ausgegrabenen römischen Wohnhäuser bestehen in der Regel aus zwei Teilen: aus einem gegen die Straße zu gelegenen Teil, der als Geschäftslokal des Hausherrn angesehen und Atrium genannt wird, und aus einem dahinter liegenden, dem Familienleben gewidmeten Teil (Peristyl).

Der Konstruktion nach unterscheidet Vitruv: 1. das tuskanische Atrium, dessen Dach durch keine Säule gestützt erscheint; 2. das tetrastyle Atrium, bei dem das Dach von vier Säulen getragen wird, und 3. das korinthische Atrium, das mehr als vier Säulen als Stützen des Daches verwendet. Der Dachstellung nach gab es: 1. ein Atrium mit Impluvium, wenn die Dachflächen nach innen geneigt erschienen, während das Bassin im Boden des Raumes Compluvium genannt wurde; 2. Atrium displuviatum, das zwar auch eine Oeffnung im Dache hatte, bei dem aber die Neigung nach außen ging; 3. Atrium testudo oder Testudinatum; hier hat das Dach, dessen Neigung ebenfalls nach außen gerichtet ist, keine Regenöffnung mehr, es entspricht infolgedessen unsern modernen Dachkonstruktionen. Die weitere Durchbildung des Atriums des entwickelten römischen Wohnhauses lassen in klarer[343] Weise die pompejanischen Bauten erkennen. Atrium wurde auch der ringsum von Säulenstellungen umgebene Vorhof der altchristlichen Basiliken genannt.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 343-344.
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