Atrĭum

[62] Atrĭum (lat.), im altröm. Haus die bedeckte Vorhalle, in die man aus dem Vorhof (vestibulum) durch die Haupttür eintrat (s. Tafel »Architektur V«, Fig. 4 u. 5), ursprünglich das Gemach des Herdes, woher der Name (von ater, »schwarz«, nämlich vom Rauch). Es erhielt sein Licht von oben. Zu beiden Seiten führten Türen in die Zimmer der Seitenflügel des Hauses. Als Mittelpunkt des häuslichen Lebens enthielt das A. das Ehebett, den Herd, die Webstühle der Sklavinnen, die Familiengötter, die Geldkiste. Als später der Luxus zunahm, diente das A. vorzugsweise als Empfangssaal der Klienten und erhielt als solcher eine andre Ausstattung, verlor seine Bedeutung und wurde mit Brunnen, Rasenplätzen etc. geschmückt, so besonders in den Häusern von Pompeji. Die Räume, die die Atrien der Tempel bildeten, dienten zu amtlichen Zusammenkünften und Funktionen; auch wurden Archive, Bibliotheken darin untergebracht. Berühmt war das A. Libertatis, durch Asinius Pollio zur ersten öffentlichen Bibliothek bestimmt. In der christlichen Architektur ist A. ein vierseitiger Hof vor den ältesten Gotteshäusern, besonders den Basiliken (s. Basilika, mit Plan), nach Westen gelegen, von Mauern mit Säulengängen im Innern umgeben, in der Mitte mit einem Brunnen versehen. Hier verweilten die Büßenden; auch diente der Platz als Asyl. – In der Anatomie die Vorkammer des Herzens. – Über A. der Vulkane s. d.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 62.
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