Gipskalk

[533] Gipskalk ist das im Handel vorkommende, bei 120–200° C. gebrannte und dann gepulverte Gipsgestein, das aus schwefelsaurem Kalk besteht und beim Brennen etwa 20% seines Kristallwassers verliert.

Dieses gebrannte Gipspulver läßt sich unter mäßiger Wärmeentwicklung und geringer Raumvergrößerung mit Wasser zu einem Brei anrühren, der bald wieder zu einer festen, gleichartigen Masse erhärtet. Wird Gipsgestein stärker erhitzt, so verliert der so gebrannte Gips diese Fähigkeit, und man sagt dann von ihm, er sei totgebrannt. Nach einiger Zeit jedoch ergibt der totgebrannte Gips mit Wasser angerührt wiederum einen Brei, der aber viel langsamer erhärtet und hydraulische Eigenschaften erhält. Ungebrannt erhärtet gepulvertes Gipsgestein in wässerigen Lösungen von Kaliumsulfat, Kaliumkarbonat u.s.w. schneller als der gebrannte mit Wasser. Der ungebrannte Gips wird jedoch im Baufach hauptsächlich nur für Herstellung von Stucco lustro verwendet, während der gebrannte Gips, also der Gipskalk, vielfach zur Anwendung kommt. Um ihn langsamer bindend zu erhalten, macht man ihn mit Leimwasser oder einer Lösung von Pflanzenschleim statt mit Wasser an. Als Bindemittel wird er entweder allein für sich mit Wasser angerührt oder mit Fettkalk vermischt; s. Gipsmörtel.

L. v. Willmann.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 533.
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