Goldproben

[594] Goldproben (Feinproben) nennt man die Untersuchungsverfahren zur Ermittlung des Goldgehaltes von Erzen, Hüttenerzeugnissen, Legierungen und Abfällen.

Ansiedeprobe: Einwiegen und Einschmelzen (Ansieden) mehrerer Proben mit der 10–30fachen Menge Probierblei (sehr reines, gekörntes Weichblei), etwa derselben Menge [594] Borax und Abtreiben (Kupellieren) der erschmolzenen Bleikönige auf Kapellen, d. s. flache Schalen aus Knochenasche. Vor dem Aufsetzen der Könige sind die Kapellen behufs Vermeidung des Spritzens durch Erhitzen von Feuchtigkeit zu befreien (Abätmen). Von armen Erzen werden die teilweise abgetriebenen Bleikönige mehrerer Proben vereinigt und dann weitet abgetrieben (Konzentrationsprobe). Sind von sehr armen Erzen größere Einwagen erforderlich, so führt man die Probe statt in Ansiedescherben in Tiegeln (Tuten) aus: Tiegelprobe. Die ebengenannten Proben eignen sich vorwiegend für Erze und nichtmetallische Hüttenerzeugnisse.

Für Legierungen hat man einen der folgenden Wege zu wählen: Nachdem durch eine Vorprobe der Goldgehalt annähernd ermittelt ist, plattet man die Legierung aus, packt sie in Form kleiner Blechschnitzel mit der dreifachen Menge Silberblechschnitzel (auf den Goldgehalt berechnet) in eine kleine Papierhülle (Skarnitzel) und tränkt diese in ein auf einer Kapelle eingeschmolzenes Bleikorn ein, treibt nach vollendeter Lösung der Edelmetalle ab, plattet das erhaltene Goldsilberkorn aus und formt eine kleine Rolle (Röllchenprobe) daraus. Durch Erwärmen mit Salpetersäure löst man das Silber, während das Gold in der Form des Röllchens zurückbleibt, falls das Verhältnis von Gold zu Silber annähernd 1 : 3 betrug (Quartation, Scheidung durch die Quart). Ist weniger Silber da, so wird dieses nicht vollständig durch Salpetersäure gelöst; ist mehr Silber da, so erhält man das Gold als braunes Pulver, als welches es übrigens auch bestimmt werden kann (Staubprobe für goldhaltiges Silber).

Annähernd kann man den Goldgehalt von Legierungen auch durch die Strichprobe feststellen. Auf dem Probierstein macht man mit der zu untersuchenden Legierung Striche und vergleicht dieselben mit Strichen von Probiernadeln bekannten Goldgehaltes.

Oxydische oder gut abgeröstete sulfidische Erze werden sein pulverisiert, feucht bezw. in Wasser eingerührt mit Chlor behandelt und ausgelaugt (Plattners Chloration). Gold geht als Goldchlorid in Lösung; es wird aus der Lösung mit Eisenvitriol gefällt, filtriert, getrocknet, mit Blei verschmolzen und kupelliert.


Literatur: [1] Kerl, Metallurgische Probierkunst (ausführlich), Leipzig 1866. – [2] Ders., Probierbuch (kurz), 2. Aufl., Leipzig 1894. – [3] Balling, Probierkunde, Braunschweig 1879. – [4] Plattner-Richter, Probierkunst mit dem Lötrohre, 5. Aufl., Leipzig 1878.

Beckert.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 594-595.
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