[139] Horizontalschub, künstlicher. Bei eisernen Bogenträgern mit zwei Gelenken (s. Bogen) wird mitunter beabsichtigt, die durch das Eigengewicht allein entgehenden Biegungsmomente Mx aufzuheben, um für diese Belastung eine gleichmäßige Beanspruchung der Querschnitte zu erreichen und damit auch für andre Belastungen die Beanspruchungen herabzusetzen [1], S. 35, [3], S. 272. Die Bogenachse muß zu diesem Zwecke vor Einwirkung von Lallen und Temperaturänderungen etwas über ihrem normalen Orte unter letzteren Voraussetzungen liegen. Eine solche Ueberhöhung der Bogen wird auch angeordnet, um ein Durchhängen der horizontalen Obergurten der Tragwände bei niedriger Temperatur zu vermeiden [3], S. 272. Vgl. Ueberhöhung von Trägern. Die künstliche Ueberhöhung erfolgt durch einen künstlichen Horizontalschub K, welcher nach seiner Erzeugung bei jeder Belastung zu dem ohne letztere maßgebenden Werte des Horizontalschubs tritt.
Durch geeignete Wahl von K kann neben Erreichung der obenerwähnten Zwecke die Normaltemperatur des Bogens auf die mittlere Ortstemperatur reduziert werden [3], S. 92, 98, 290. Als Normaltemperatur ist diejenige Temperatur anzusehen, für welche ohne Belastung bei normaler Spannweite der spannungslose Zustand eintreten würde. Ueber die Mittel zur Herstellung des künstlichen Horizontalschubs s. [1] S. 36, [3], S. 290, Berechnung der Größe desselben [3], S. 90, 92, 98, 272, 290.
Literatur: [1] v. Leibbrand, Die König-Karls-Brücke über den Neckar zwischen Stuttgart und Cannstatt, Berlin 1895 (Auszug: Zeitschr. f. Bauwesen 1895, S. 61). [2] Weyrauch, Berechnung der neuen Bogenbrücke über den Neckar zwischen Stuttgart und Cannstatt, Allgem. Bauztg. 1895, S. 49, 57, 73, 85. [3] Ders., Elastische Bogenträger, ihre Theorie und Berechnung entsprechend den Bedürfnissen der Praxis, München 1897.
Weyrauch.
Lueger-1904: Horizontalschub [1]