[60] Peilung, im Seewesen, die Feststellung der Richtungslinie eines Objekts, eine der wichtigsten Maßnahmen der Schiffahrt. Man unterscheidet einfache Peilung, Deckpeilung und Kreuzpeilung.
Die Peilung wird entweder nur mit Hilfe von horizontalen, halbkreisförmigen Peilscheiben vorgenommen, die, an den Enden der Kommandobrücke des Schiffes angebracht, mit einer den Kompaßstrichen entsprechenden Einteilung versehen sind, oder aber mittels des Diopteraufsatzes auf der Kompaßpeilscheibe. Im ersteren Falle handelt es sich nur um eine annähernde Richtungsbestimmung, die z. B. beim Fahren im Geschwader häufig erforderlich wird, im letzteren um die genaue Festlegung der Kompaßrichtung eines Objekts, Gestirns, Leuchtturms u.s.w. Dieser Richtung bedarf man z. B., um bei bekannter Fahrtrichtungslinie durch den Schnittpunkt der Peilungslinie eines Landobjekts den Ort des Schiffes zu bestimmen, oder aber, um bei bekannter Fahrgeschwindigkeit durch Peilung des Objekts 45° vor- bezw. achteraus und querab, unter Berechnung der im Zeitintervall zurückgelegten Strecke durch das entstehende rechtwinklig-gleichschenklige Dreieck, die Entfernung vom Objekt zu erhalten, schließlich auch u.a. zur astronomischen Deviationsbestimmung (s.d.) durch Peilung der Sonnenrichtung. Peilt man zwei Objekte in einer und derselben Richtung, so daß das eine vor dem andern steht, so erhält man eine Deckpeilung. Solche sind von großem Wert, z.B. bei terrestrischen Deviationsbestimmungen, bei der Ansegelung und den Richtungslinien in gefährlichen Fahrwassern sowie beim Ablaufen der gemessenen Meile. Da die Verbindungslinie der in Deckung gepeilten Objekte auf der Seekarte als genaue Kompaßrichtung abzulesen ist, gibt eine solche Deckpeilung immer ganz einwandfreie Resultate. Die Kreuzpeilung schließlich besteht darin, daß man die Richtungslinien zweier oder mehrerer verschiedener Objekte, die in nicht zu spitzem und nicht zu stumpfem Winkel zueinander stehen dürfen, auf dem Kompaß feststellt. Ueberträgt man diese Linien umgekehrt von den auf der Karte verzeichneten Objekten aus, so gibt der Schnittpunkt beider Richtungslinien den genauen Ort des Schiffes. Peilen ist auch eine andre Bezeichnung für das Loten. Die die Tiefenmessung vornehmenden Fahrzeuge heißen Peilboote.
von Nießen.
Lueger-1904: Peilung [2]