Leuchtturm

[146] Leuchtturm (auch Feuerturm, Feuer), Bauten an der Seeküste oder in der See aus Holz, Eisen und Stein, welche in ihrem oberen Teile die Lampe, das eigentliche Feuer, tragen und dazu dienen, letzterem durch die erhöhte Lage eine größere Sichtweite zu geben.

Die einfachste Form, eine an der Wärterwohnung befestigte oder freistehende Stange (Laternenträger) genügt, wenn – z.B. bei Hafeneingängen u.s.w. – das Licht nur auf geringe Entfernung sichtbar zu sein braucht. Eiserne Laternengerüste empfehlen sich über Sandbänken und ruhen in der Regel auf einzelnen tief in den Boden eingeschraubten eisernen Pfählen, die durch Spreizen und Anker über Wasser verbunden werden. Sie können fertig bearbeitet an die Baustelle geführt und dort rasch aufgestellt, ebenso auch leicht versetzt werden, was in gewissen Fällen Vorteile bietet. Leuchttürme aus Stein erfordern ein sicheres Fundament. Besteht der Untergrund nicht aus Fels, so muß das Fundament entweder durch Spuntwände geschützt oder aus großen, versenkten, mit Beton gefüllten Caissons gebildet werden. In beiden Fällen ist auch gegen die Vertiefung des Wassers durch Deckwerke Vorsorge zu treffen. Bei felsigem Untergrunde wird direkt aufgemauert. Der Horizontalschnitt soll ein Kreisprofil zeigen. Im Vertikalschnitte soll bei flachem Wasser und in aufgeschwemmtem Boden das Profil allmählich aus der Horizontalen in die Vertikale übergehen, während bei felsigem Untergrunde der Turm sofort mit steilen Wänden beginnen kann. Als Baumaterial dienen Ziegel mit Klinkerverblendung oder Quader in gutem Fugenverbande. Gegen Verwitterung schützt man das Mauerwerk vielfach durch Anstrich mit Oelfarbe. Zur Lampe, um die am Turme außen meist eine Galerie führt, gelangt man auf einer Wendeltreppe (s. Fig. 1, welche den von Fresnel entworfenen Plan des Leuchtturms von Belle-Isle darstellt). Die Wohnräume für die Leuchtturmwärter sowie die Kammern für das Brennmaterial liegen entweder im Turme selbst oder in besonderen Gebäuden daneben, wo sich auch meist Signal- oder Rettungsstationen befinden. Einzelne Leuchttürme erheben sich direkt aus dem Wasser (»Roter Sand« an der Weser). Die Leuchttürme zu hoch zu legen empfiehlt sich nicht, da das Feuer bei ungünstigem Wetter leicht im Dunst oder in den Wolken verschwindet. Um diesem Mangel abzuhelfen, hat man an solchen Stellen nach. dem Wasser zu abfallende, schiefe Ebenen konstruiert, auf denen bei dickem Wetter ein Wagen mit einer Sonderlampe (meist elektrisch) an Drahtseilen herabgelassen wird. – Die berühmtesten Leuchttürme sind Eddystone (Kanal), Pharus (Alexandria), Freiheitsstatue (New York). Beispiele s. in nach stehender.


Literatur: Elliot, G.H., Report of a tour of inspection of European lighthouse establishments, made in 1873, Washington 1874; Reynaud, L., Etat de l'éclairage et du balisage des côtes de France, Paris 1876; Cialdi, A., Cenni storici dei fari antichi più famosi e di alcuni moderni compresi quelli d'Ancona, Civita-Vecchia, Ostia, Anzio e Circeo, Rom 1877; Hofmann, A.W., Bericht über die wissenschaftlichen Apparate auf der Londoner internationalen Ausstellung im Jahre 1876, Braunschweig 1878–81; Stevenson, Th., Lighthouse construction and illumination, Edinburgh 1881; Heap, D.P., Ancient and modern lighthouses, Boston M., 1889; Allard, E., Les phares, histoire, construction, éclairage, Paris 1890; Riemsberg, C., Die Beleuchtung der unteren Ems und der Leuchtturm bei Campen, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1890, S. 1193; Organisation, Entwicklung, neuere Fortschritte und gegenwärtiger Stand des französischen Leuchtfeuerwesens, Marine-Rundschau, Novemberheft 1896; Annual report of the lighthouse board (amtlicher Bericht an den Schatzsekretär), Washington.

von Nießen.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5.
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Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 146.
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