Rollschemel

[507] Rollschemel (Rollböcke, Transporteure), Eisenbahnwagen zum Transport normalspuriger Wagen auf Schmalspurbahnen; s.a. Eisenbahnwagen, Bd. 3, S. 347.

Durch Verwendung der Rollschemel wird das Umladen der Güter auf den Anschlußbahnhöfen vermieden und die Umladekosten werden gespart. Die Beförderung auf Rollschemeln[507] erfordert aber wegen der kleinen Räderdurchmesser (≤ 0,50 m), abgesehen von dem zu befördernden Mehrgewicht, mehr Zugkraft. Gewöhnlich können nur zweiachsige Wagen mit Rollschemeln befördert werden, für mehrachsige sind besonders konstruierte Rollschemel erforderlich. Bei den meisten Verwaltungen sind für die Beförderung auf Rollschemeln noch besondere Vorschriften gegeben, z.B. Wagen, deren Ladung nicht gleichmäßig verteilt oder verschiebbar oder sperrig (Heu, Stroh) ist, sind ausgeschlossen. Die Zahl der Normalspurwagen, die in demselben Zug auf Rollschemeln befördert werden dürfen, wird gewöhnlich auf zwei oder drei beschränkt. Die Fahrgeschwindigkeit ist gering, gewöhnlich nur 15 oder 20 km, und bei Sturm dürfen beladene Rollschemel wegen ihrer geringen Stabilität überhaupt nicht befördert werden. Zur Verladung von Normalspurwagen auf Rollschemel sind die gegeneinander gerichteten Enden eines Schmalspur- und eines Vollspurgleises so ineinander zu legen, daß die Schienenoberkante des letzteren um die Höhe der Rollschemel + Spurkranzhöhe + etwa 10 oder 15 mm höher als die des Schmalspurgleis ist. Beide Gleise sind wagerecht, abgesehen vom Ende des Normalspurgleises, an dem die Schienen, etwa 3 m vom Ende entfernt, 20–30 mm nach unten abgetropft sind und dann leicht fallen. Die Rollschemel werden auf dem Schmalspurgleis so unter die auf dem wagerechten Teil des Normalspurgleises stehenden Wagen geschoben, daß unter jeder Achse ein Rollschemel steht. Die am Drehzapfen der Rollschemelquerträger vorhandenen Mitnehmergabeln werden nun aufgerichtet, so daß sie die Achsen des Wagens umfassen, und in die Zwischenräume zwischen Gabel und Achse keilförmige Stücke eingesetzt. Wird der Wagen nun gegen das Ende des Vollspurgleises geschoben, so gehen die Rollschemel mit, und an der Stelle, wo die Schienen abgetropft sind, senken sich die Räder, bis die Spurkränze auf den Querträgern der Rollschemeln (oder die Achsen auf den Gabeln) aufsitzen, worauf die Räder sich von den Schienen des Vollspurgleises abheben. Vor Einstellung in den Zug ist der Wagen noch auf den Rollschemeln zu befestigen, was entweder durch Festschrauben der Radreifen auf den Querträgern oder der Achsen an den Gabeln geschieht. Beim Abstellen der Wagen von den Rollschemeln ist in umgekehrter Weise vorzugehen.


Literatur: Roll, Encyklopädie des Eisenbahnw., Bd. 6, Rollböcke, Wien 1894; Organ für Fortschritte des Eisenbahnw., Erg.-Bd. 10, S. 74, und 13, S. 367; Handbuch der Ing.-Wiss., Bd. 5, 7. Abt., S. 140; Eisenbahntechnik der Gegenwart, Bd. 1, 1. Abschn., 2. Teil, S. 516.

H. Kübler.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 507-508.
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