[91] Sgraffito (vom Italien, sgraffiare, kratzen), eine im 16. Jahrhundert in Italien aufgekommene Auszierung des Wandputzes von Gebäuden.
Die Wandfläche wird zuerst mit einem ziemlich dicken, durch Holzkohle und Farbe geschwärzten Kalkbewurf versehen, der ganz glatt gestrichen und hierauf dreimal mit Kalkmilch übertüncht wird. Beginnt der Anstrich etwas trocken zu werden, so wird die gewünschte Zeichnung rasch aufgepaust und hierauf der Teil, der schwarz auf der Zeichnung bleiben soll, mit metallenen Instrumenten herausgekratzt. Auf diese Weise läßt sich ebensogut ein weißes Ornament auf schwarzem Grund, als eine schwarze Zeichnung auf weißem Grund herstellen. Diese Verzierung weist eine bedeutende dekorative Wirkung (vgl. beistehende Abbildung einer Fensterumrahmung in Florenz) bei verhältnismäßig geringen Kosten auf und ist in Ländern, die keine Fröste zu haben pflegen, wie z.B. in Italien, recht dauerhaft; dagegen haben die meisten Sgraffitos, die in Deutschland an ungeschützten Stellen, z.B. der Wetterseite eines Hauses, hergestellt wurden, von der rauhen Witterung sehr zu leiden. G. Semper hat eine auf eignen Versuchen und Erfahrung beruhende Anleitung zur Herstellung in einem Kunstblatt [1] gegeben, bei deren genauer Befolgung guter Erfolg und lange Dauer erzielt wird. Schöne Muster und Beispiele s. in [2].
Literatur: [1] K. v. Lützows Kunstchronik (Beiblatt der Zeitschrift für bildende Kunst) 1868, Nr. 6, Die Sgraffitodekoration von G. Semper, Leipzig. [2] Laufberger, Sgraffitodekoration, Wien 1882.
Weinbrenner.