[414] Takelage eines Schiffes umfaßt alles für die Bemastung (s.d.) sowie die Besegelung (s.d.) erforderliche Tauwerk an stehendem und laufendem Gut, an Takeln, Blöcken und Inventarienstücken. Die Anwendung und Verteilung desselben wird vor dem Bau durch den Takelriß festgesetzt.
Das stehende Gut dient zur Stützung und Befestigung der Masten, Stengen sowie des Bugspriets nebst Klüverbaum (s. Bemastung) und besteht aus starkem Hanf- oder Stahldrahttau. Zur Verdrehung der Masten querschiffs und nach hinten dienen die Wanten, bestehend aus den Hoofdtauen mit den Jungfern, Taljereeps, welche durch die Spreiz- oder Spreelatten in bestimmter Entfernung voneinander gehalten und durch die Webeleinen verbunden werden. Die Stengen werden durch die Stengenwanten bis zum Mars, durch die Pardunen bis zur Reling gestützt. Zur Stützung der Masten und Stengen nach vorn dienen die Stage, welche an Deck mittels Kauschen oder Doodshofte festgelegt werden (Großstag, Fockstag, Kreuzstag für Masten, Wasserstag für Bugspriet, Stampfstag für Klüverbaum). Fahren an den Stagen zugleich Schratsegel, so heißen sie Leiter. Zum Festsetzen von Bäumen, Davits u.s.w. dienen Geie oder Backstage, zum Befestigen der Segel an den Masten, Raaen, Gaffeln u.s.w. dienen vielfach Jackstage. Zur Bedienung der Raasegel sind an den Raaen festonartig Taue befestigt, welche Pferd oder Peerd heißen, während zur Stützung der Raaen die von den Nocken derselben bis zum Top des Mastes bezw. der Stengen reichenden Toppenanten dienen. Die Toppenant des Baumes heißt Dirk. Hanger oder Schenkel heißen an den Nocken der Raaen befestigte Enden, an welchen die Brassen bezw. die Geerde und die Schoten befestigt werden. Strecktaue dienen, durch Stützen oder Augen geschoben, zur Herstellung eines Geländers, zum Befestigen der Sonnensegel u.s.w. Das stehende Gut teilt man auch in Vorgeschirr zwischen Fockmast und Bugspriet, bezw. Klüverbaum und Achtergeschirr, oder benennt es nach den einzelnen Teilen des Mastes, wie z.B. Marsgut.
Das laufende Gut umfaßt alles Tauwerk, mit welchem die Raaen bezw. Gaffeln gebraßt, geheißt und gefiert sowie die Segel gesetzt bezw. niedergeholt werden. Die Brassen sind an den Raaschenkeln bezw. Raanocken befestigt und dienen dazu, die Raaen in einer bestimmten Richtung festzustellen, während die Geerde ähnlichen Zwecken für die Gaffeln dienen. Das Fall bezeichnet ein Tau, mit welchem eine Raa (z.B. Marsfall), eine Gaffel (Klaufall, Piekfall) oder ein Segel (Klüverfall, Außenfall, Innenfall) geheißt wird. Aufholer sind dünne Taue, um leichte Gegenstände, wie Gaffelsegel, Sonnensegel aufzuholen, während der Niederholer entsprechend zum Niederholen der Segel u.s.w. dient. Zum Ausspannen der vorgeheißten Segel dienen die Schote und der Hals. Die Schote, ein Tau oder eine Talje, bei kleineren Fahrzeugen meist an einem Leuwagen verschiebbar, sitzt bei Schratsegeln an dem hinteren unteren, bei Raasegeln an demjenigen Schothorn, welches bei angebraßter Raa nach hinten weist. Der Hals ist bei Schratsegeln an dem vorderen unteren Halslegel, bei Raasegeln an dem unteren vorderen Brillenlegel bei angebraßten Raaen befestigt. Der Einholer ist ein Tau, mit welchem der obere Teil eines Gaffelsegels längs der Gaffel an den Mast gezogen wird, während der Ausholer den Kopf oder das Piekohr eines Gaffelsegels nach der Gaffelnock zieht. Die Buleinen nebst Spruten dienen dazu, das Luvliek eines Untersegels nach vorn zu spannen beim Anwindsegeln. Die Geitaue oder Dempgordings dienen zum Aufholen der Gaffelsegel an den Mast, die Bauchgordings und Nockgordings zum Aufholen des Fußlieks bezw. des stehenden oder Seitenlieks von Raasegeln an die oberen Raaen, um das entsprechende Segel schnell zu bergen. Die Refftalje erleichtert das Reffen der Raasegel bezw. Gaffelsegel und der Refftakellegel wird mittels derselben nach der Raanock gespannt. Das Drehreep ist eine Kette oder ein Tau, welches in Verbindung mit einer Talje zum Heißen oder Fieren einer Raa benutzt wird, während zum Heißen bezw. Fieren von Stengen das Stengewindreep dient. Drehreep und Windreep laufen meist durch einen am Mast bezw. der Stenge aufgehängten Block und durch eine in der Stenge in einem Scheibgat gelagerte Scheibe [1], [2], [4]. Das Jollentau ist ein durch einen einscheibigen festen Block geschorenes Tau zum Heben und Herunterfieren leichter Lasten; geht das Tau durch einen einscheibigen beweglichen Block, so bezeichnet man das Ganze als Klappläufer und das Ende mit Jigger. Die Flaschenzüge mit zwei Blöcken heißen Taljen, Giens oder Takel. Ist der obere Block eines Takels mit einem Tau verbunden, welches am Mast u.s.w. durch einen festen einscheibigen Block geschoren ist und dessen andres Ende an einem Ringbolzen an Deck befestigt ist, so nennt man das Ganze ein Manteltakel. Das durch die Blöcke geschorene Ende heißt allgemein Läufer [1], [2]. Die Blöcke finden für alle Takelageteile Verwendung (vgl. Block). Erfolgt die Befestigung des Blockes mittels Haken, so ist es ein Hakenblock, wird derselbe mit einem kurzen Steert angeschlagen, so heißt der Block Steert- oder Schwanzblock. Hakenblöcke mit Wirbelhaken heißen Wirbelblöcke. Zum Belegen sowie zum Leiten von Läufern dienen Klampen, Lippklampen bezw. Leitblöcke oder Scheiben [2], [3]. Die Verbindung von Tauenden, die Herstellung von Augen, Tauringen und Hahnepooten, das Befestigen von Kauschen erfolgt durch Splissungen (Lang-, Kurz-, Augsplissung), das Festlegen der Duchten eines Tauendes geschieht durch Knoten. Zum Festmachen[414] von Tauen an Segeln, Rundhölzern und Beschlägen dienen Stiche (Pfahl-, Maul-, Kreuzstich oder Kreuzknoten, Marl- bezw. Marlinenstich oder Marlschlag, Schotenstich u.s.w.) sowie zum Bekleiden mit Schiemannsgarn. Zur Anfertigung von Splissungen u.s.w. benutzt man als Handwerkszeuge Marlspieker, Kleiderkeulen, Maker u.s.w. [1], [3], [4]; vgl. a. Tauwerk.
Literatur: [1] Paasch, Vom Kiel zum Flaggenknopf, Antwerpen 1894. [2] Dick, C., und Kretschmer, O., Handbuch der Seemannschaft, Berlin 1899. [3] Hildebrandt, Prakt. Lehrbuch für junge Seeleute, Danzig 1893. [4] Middendorf, F.L., Bemastung und Takelung der Schiffe, Berlin 1903. [5] Steinhaus, Die Schiffbaukunst, Hamburg 1858.
Tj. Schwarz.