Ueberlaufdeich

[687] Ueberlaufdeich schützt nur gegen die Sommerhochfluten, während er dem Winter- und Frühjahrshochwasser den Zutritt in die bedeichte Marsch gestattet, um eine Ablagerung des düngenden Schlickes herbeizuführen.

Damit diese durch wiederholte Erneuerung des Wassers unterstützt werde, sind am unteren Ende der Marsch Auslässe anzulegen, durch die das schlickfreie Wasser abfließen kann. Dieses Verfahren schließt sich also der Einrichtung nach an die Kolmation (s.d.) an, wenngleich es sich hier weniger um eine Aufhöhung als um eine Düngung der Niederung handelt. Die Einrichtung von Ueberlaufdeichen kann aber auch zu dem Zwecke erfolgen, dem Wasser eines Flusses bei Eisstopfungen einen Ausweg zu schaffen und dadurch Deichbrüche zu verhindern. In diesem Falle muß das zur Aufnahme des Wassers dienende Gebiet von ausreichender Größe sein (vgl. das im Art. Einlage genannte Beispiel aus dem unteren Weichselgebiet) und durch Querdeiche dafür Sorge getragen werden, daß sich keine zu starke Strömung bildet. In ähnlicher Weise dienen Ueberlaufdeiche zur Entlastung bei Hochwasser, wenn das Bett infolge fehlerhafter Anlage der Hauptdeiche oder aus andern Gründen bei Hochwasser zu eng sein sollte. – Die Seite des Deiches, auf der das Wasser überläuft, ist so flach zu halten, daß eine Beschädigung der Rasennarbe nicht eintritt. Die Böschungsanlage richtet sich zweckmäßig nach der Höhe des Deichs und beträgt bei 1, 2, 3 m Höhe 1 : 4, 1 : 8, 1 : 12. Bei Abpflasterung, die aber wegen der erforderlichen Länge der Ueberfallstrecke in der Regel zu teuer wird, darf die Böschung steiler sein; auch bei Rasendeckung kann sie unter den angegebenen Grenzen bleiben, wenn es sich nur um Anfüllung kleiner Becken und somit nur um kurze Ueberströmungsdauer handelt.

Frühling.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 687.
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