[46] Aussichtsturm, ein auf weithinschauender Höhe errichteter Bau aus Holz, Eisen oder Stein, der dazu dient, über die nächste, oft waldige Umgebung hinweg, einen Rundblick zu schaffen.
Bei ganz einfachen Verhältnissen werden die nächstliegenden Baustoffe verwendet, und zwar Stein (im Notfalle Zement) als festen Fuß, darüber ein aus Rundholz oder behauenen Stämmen aufzeigendes Holzgerüst, das oben in eine Plattform ausmündet. Der Aufstieg erfolgt durch Treppen in kurzen, geraden Läufen. Den in hohen Lagen herrschenden Winden ist durch starke Verstrebungen und Versteifungen entgegenzuwirken. Die Dauer eines solchen Baues wird nur wenige Jahrzehnte betragen. Durch eine Verschalung des Gerüstes und Schindelung der Außenwände [1] kann die Dauer erhöht sowie auch ein geschützter Aufenthalt gewonnen werden. Weitere Beispiele s. [2][4]. Von längerer Dauer und stofflich haltbarer sind die Aussichtstürme aus Eisen. Die Hauptträger bestehen aus ⊤- und -Eisen oder Eisenröhren, die Kreuzverstrebungen aus -oder Stabeisen. Für eine kräftige Verschraubung auf dem aus Stein oder Beton zu bildenden Fuß ist Sorge zu tragen. In der Grundrißanordnung kann der Turm vier-, sechs- oder achteckig gestaltet werden. Als Aufgang dient eine eiserne Wendeltreppe. Beispiele s. in [1] und [3]. In bedeutender Lage, in der Nähe großer Städte oder zum Gedächtnis geschichtlicher Ereignisse werden Türme aus Stein in dauerhafter Bauweise mit reicheren Mitteln erbaut. Es sind dies weithin sichtbare Wahrzeichen, die dem Architekten ein dankbares Feld der Betätigung bieten. Ein solcher Turmbau wird aus den nächstliegenden Gesteinen in großzügiger Weise zu gestalten sein, und außer einer Steintreppe mit Vorraum oft eine offene Vorhalle mit darüberliegender Terrasse, auch Balkone und Erker sowie zu oberst eine erweiterte Plattform erhalten. Bei nicht zu knappen Mitteln dürfte die Anordnung eines Blitzableiters ratsam sein. Beispiele s. in [1], [5] und [6]. Vgl. a. die nebenstehende Figur.
Literatur: [1] Handbuch der Architektur, IV. Teil, 4. Halbbd., 2. Heft, S. 296314. [2] Deutsche Bauztg. 1886, S. 403. [3] Ebend. 1885, S. 540. [4] Neumeister und Häberle, Die Holzarchitektur, Stuttgart 1895. [5] Deutsche Bauztg. 1894, S. 281; 1895, S. 541. [6] Architektonische Rundschau 1888, Taf. 13; 1890, Taf. 52; 1893, Taf. 94; 1896, Taf. 96; 1903, Taf. 35; 1904, Taf. 31.
Weinbrenner.