Duroplatten

[196] Duroplatten (patentiert im Deutschen Reich und im Ausland) sind aus Gips erstellte Bauerzeugnisse, welche den Zweck haben, als Trockenstoffe bei Neu- und Umbauten die Bauzeit wesentlich abzukürzen, indem sie den bei den Maurer- und Putzarbeiten nötigen Wasserzusatz vollständig ausschalten und so zugleich vollkommen trockene und feuersichere Innenbauten schaffen, wie auch die Schwammbildung fernhalten.

Die Platten in Größen bis zu 6 qm und Stärken von 10 bis 120 mm sind aus Gips, unter Beimischung von Kokosfasern, imprägnierten Holzspänen, Korkschrot oder Schlacken, auf besondere Weise erstellt und unter hydraulischem Druck künstlich geglättet und getrocknet. Durch ihre gleichmäßige, ganz glatte Oberfläche fällt der Auftrag von Wand- und Deckenputz weg.

Sie finden Verwendung als Bodenplatten, 25–30 mm stark (Unterlage für Linoleum), als Wandbekleidung für Mauern aller Art sowie als freitragende und schalldämpfende [196] Zwischenwände, 40 bis 120 mm stark, ferner als Decken und Gewölbe von einfachster bis reichster Ausbildung (s. Fig. 1, 2, 3). Bei reicher Ausführung können Stuckornamente eingepreßt, überhaupt Räume in architektonischer Gliederung und sauberster Ausgestaltung erstellt werden. Außerdem dienen sie auch zur Ausführung ganzer Gebäude von einfacher Art, wie Werkstätten, Krankenbaracken, Schulhäuser u. dergl., bei welchen mit Ausnahme der Grundmauern in Stein und der Türen, Fenster, Böden und Dachgebälke von Holz alle Teile aus Duroplatten bestehen, wodurch die Gebäude zum Bezüge sofort bereit sind.

Eine weitere Anwendung finden sie als Zellenwände für elektrische Transformatorenstationen und Schaltanlagen (Fig. 4). Die hierzu eigens erstellten Duro-F-Platten sind von größter Fertigkeit, äußerst nagelfest und schraubensicher; auch ist ein Rotten der Befestigungsteile ausgeschlossen, weil die Platten trocken angeliefert werden. – Wie die Duroplatten ganz besondere Vorzüge für den Schaltzellenbau aufweisen, ebenso übertreffen sie beim Bau von Fernsprechzellen jeden andern bis jetzt angewandten Stoff, weil ihre vorzügliche Schalldämpfung und ihre glatten, abwaschbaren Flächen in gesundheitlicher Hinsicht unübertroffen sind. Diese Platten werden weiß, schwarz oder in einer andern Farbe geliefert; sie sehen wie poliert aus und sind vollkommen wasserunempfindlich, auch werden sie von Oel nicht angegriffen. Die Herstellung erfolgt in dem Duroplattenwerk Konstanz (G.m.b.H.), Spezialwerk für Trockeninnenausbau. Die von der Gesellschaft ausgegebenen Kataloge,[197] Ansichten ausgeführter Bauten sowie die Zeugnisse staatlicher Prüfungsanstalten geben Näheres über die Druckfestigkeit, verschiedenartigste Verwendung u. dergl.

Weinbrenner.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 5.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 196-198.
Lizenz:
Faksimiles:
196 | 197 | 198
Kategorien:

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Cardenio und Celinde

Cardenio und Celinde

Die keusche Olympia wendet sich ab von dem allzu ungestümen jungen Spanier Cardenio, der wiederum tröstet sich mit der leichter zu habenden Celinde, nachdem er ihren Liebhaber aus dem Wege räumt. Doch erträgt er nicht, dass Olympia auf Lysanders Werben eingeht und beschließt, sich an ihm zu rächen. Verhängnisvoll und leidenschaftlich kommt alles ganz anders. Ungewöhnlich für die Zeit läßt Gryphius Figuren niederen Standes auftreten und bedient sich einer eher volkstümlichen Sprache. »Cardenio und Celinde« sind in diesem Sinne Vorläufer des »bürgerlichen Trauerspiels«.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon