Fähre

[252] Fähre. Das Fährschiff verdankt seine Entstehung und Entwicklung der Verkehrsförderung zwischen durch Flußläufe getrennte Landgebiete (vgl. Bd. 3, S. 568).

Mit den Fortschritten des Brückenbaus und der Steigerung des Schiffsverkehrs auf den Flüssen sind die Seil- und fliegenden Fähren aufgegeben. Das Fährboot mit Dampfantrieb oder Motorbetrieb, und zwar als Schraubenboot, findet jetzt allgemeine Aufnahme. Befindet sich der Antriebspropeller – ein oder zwei Schrauben – nur am Heck, so ist die Einrichtung an Deck zur Aufnahme von Personen und Wagen so getroffen, daß der Fährdampfer am Ufer längsseit anlegt und Personen und Wagen von der Seite des Schiffes an und von Bord gelangen. Um die für den Fährbetrieb notwendige Kaifläche auf ein Mindestmaß zu beschränken, werden in Städten mit regem Schiffsverkehr die Fährdampfer derart gebaut, daß sie vorwärts und rückwärts in gleicher Weise sicher fahren und mit den Schiffsenden am Ufer anlegen. Zu diesem Zweck erhalten die Fährschiffe nicht nur am Heck, sondern auch am Bug Schraubenantrieb und Steuerruder, und die Ufer Führungswände aus gerammten Pfählen, zwischen welche das Fährschiff hineinfährt. Personen und Wagen gelangen dann an den Schiffsenden mittels Klappbrücken, welche dem Wasserstand entsprechend eingestellt werden, an Deck bezw. an Land. Diese Verbindung zwischen Schiff und Land wird zur Notwendigkeit, wenn das Fährschiff zum Transport von Eisenbahnwagen und ganzer Eisenbahnzüge eingerichtet wird, da sonst ein Anschluß an die Eisenbahngleise an Land nicht möglich ist. Die Eisenbahnfähren wurden zuerst im Hafen von New York und auf den großen Seen Nordamerikas eingeführt; sie bestehen aus pontonartigen Schiffsgefäßen, welche entweder durch Schleppdampfer von Ufer zu Ufer geschleppt werden oder eignen Schraubenantrieb besitzen. Die Eisenbahnfähren haben im letzten Jahrzehnt in Europa für die Gewässer der weltlichen Ostsee zur Verbindung des Festlandes mit den Inseln – Rügen, dänische Inseln – sowie mit Schweden eine bedeutungsvolle verkehrstechnische Ausgestaltung erfahren, so daß Personen- und Güterzüge ohne Wagenwechsel bezw. Umladen von den deutschen Bahnen nach denjenigen Dänemarks und Schwedens übergeführt werden können.


Literatur: [1] Elektrisch betriebenes Fährschiff für den Rhein, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1909, S. 765. – [2] Petrol motor driven ferry boat »Swallow«, Engineering 1906, I, S. 182. – [3] Train ferry steamer »Fabius« for Northern Nigeria, Engineering 1909, II, S. 440. – [4] Frank E. Kioby, Shipping of the Great Lakes, Engineering 1911, II, S. 62. – [5] The Danish State Railway ferry »Christian IX.«, Engineering 1909, II, S. 117. – [6] The Swedish State Railway ferry steamer »Malmö«, Engineering 1909, II, S. 116. – [7] Die Eisenbahnfährschiffe »Deutschland« und »Preußen«, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1910, S. 1. – [8] Theke, Die hamburgischen Eisenbahnfährschiffe, Schiffbau, 8. Oktober 1913.

T. Schwarz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 252.
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