Orsatscher Apparat [2]

[586] Orsatscher Apparat . In neuester Zeit hat der Verein für Feuerungsbetrieb und Rauchbekämpfung in Hamburg den Orsat-Apparat für dauernde Betriebskontrolle benutzt und ihn mit einem Gassammler verbunden, welcher eine Durchschnittsprobe für eine längere Betriebsperiode, z.B. eine Heizerschicht entnimmt, die dann im Orsat-Apparat untersucht wird.

Während aber die meisten Apparate für dauernde Betriebskontrolle von Feuerungen nur dazu dienen, den Kohlensäuregehalt der Heizgase in prägnanter Weise sichtbar zu machen, geht der obengenannte Verein von dem Grundsatz aus, daß nicht allein der durch Bestimmung der Kohlensäure festgestellte Luftüberschuß, sondern auch die Menge der unverbrannten Gase für die Beurteilung der Verbrennungsvorgänge von großer Wichtigkeit ist. Zur Messung dieser brennbaren Bestandteile genügt es, zu wissen, wie groß der Volumanteil an Kohlensäure und Sauerstoff ist (CO2 + O2), da für die am meisten gebrauchten Brennstoffe der Höchstgehalt von CO2 + O2 bei vollkommener Verbrennung bekannt ist. Die Differenz zwischen dieser aus Fig. 1 ersichtlichen und für die Betriebe mit gleichartigen Brennstoffen festgesetzten Volumzahl und der tatsächlich in den Heizgasen vorgefundenen Volumprozentmenge von CO2 + O2 ist als unverbranntes Gas anzusehen, das zum größten Teil aus Kohlenoxyd, zum kleineren Teil aus Wasserstoff, Methan sowie aus anderen Kohlenwasserstöffverbindungen besteht.[586]

Um nun den Durchschnittsgehalt zu erhalten, ist neben dem Orsat-Apparat ein sogenannter Aspirator (s. Fig. 2) aufgestellt. In einem Gehäuse ist die Absaugevorrichtung, bestehend aus einem mit Glyzerin gefüllten Gefäß C und der Gasglocke G, derart angebracht, daß G feststeht, während C an einem Uhrwerk aufgehängt ist und – entsprechend der Einstellung des Pendels – schneller oder langsamer sinkt. Das Heiz gas wird infolge des Sinkens des Flüssigkeitsspiegels mittels einer dünnen Leitung l bei geöffnetem Haupthahn und dem Hahn b aus dem Gaskanal (Fuchs) in die Glocke G gesaugt. Nach Ablauf des Uhrwerks wird Hahn b geschlossen, das Pendel stillgesetzt und die Leitung nach dem Orsat-Apparat mittels des Hahnes a geöffnet. Sodann wird ein Teil der im Gefäß G enthaltenen Durchschnittsgasprobe durch Hochkurbeln des Gefäßes C nach dem Orsat-Apparat B hinübergedrückt und dort in der üblichen Weise auf Kohlensäure und Sauerstoff untersucht. Nach Beendigung dieser Analysen wird das Uhrwerk wieder aufgezogen, so daß es zur Entnahme einer neuen Gasprobe wieder betriebsfähig ist. Die beiden mit K und S bezeichneten Absorptionsgefäße des Orsat-Apparates sind mit Kalilauge bezw. Pyrogallussäure gefüllt. Da nur wenige Analysen pro Tag ausgeführt zu werden brauchen, so bleiben die Flüssigkeiten lange gebrauchsfähig.

Der Apparat wird von der Firma Emil Dittmar & Vierth, Hamburg 15, Spaldingstraße 148, zum Preise von 175 ℳ. (ohne Orsat-Apparat) geliefert und ist als Gebrauchsmuster Nr. 243409 geschützt.

v. Ihering.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 586-587.
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586 | 587
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