Schweinefett [2]

[697] Schweinefett. Beim gemästeten Schwein findet sich unter der Haut eine dicke Fettablagerung, der Speck; außerdem sind Fettablagerungen in der Bauchhöhle, im Netz, an den Nieren u.s.w.

Während Speck im frischen oder geräucherten Zustande fast ausschließlich als Nahrungsmittel dient, findet das letztere Fett, wenn es von den Grieben ausgeschmolzen ist, vielfach auch zu andern Zwecken Verwendung und bildet als Schmalz einen wichtigen Handelsartikel.[697] Es dient zur Darstellung von Salben, Pomaden und Toiletteseifen und zum Einschmieren von Lederwerk; in Amerika ist es auch Material für die Stearinfabrikation. Während bei uns das Schmalz ausschließlich auf freiem Feuer ausgeschmolzen wird, soll in den großartigen Schweineschlächtereien Nordamerikas das Ausschmelzen vielfach mit gespannten Dämpfen von 110 bis 115°C. erfolgen. Das Schweinefett ist von körniger, salbenartiger Konsistenz, rein weiß und angenehm schmeckend; an der Luft wird es ziemlich rasch gelb und ranzig. Es besteht aus den Glyzeriden der Laurinsäure, Myristinsäure, Palmitinsäure und Oelsäure, sowie aus geringen Mengen Linolsäure und vielleicht auch Linolensäure. Geschmolzenes Schweinefett erstarrt sehr langsam und gewinnt erst nach längerer Zeit seine natürliche Fertigkeit wieder. – Seine Verseifungszahl beträgt 195,2 bis 196,2, seine Jodzahl 53–76,9.

Durch Treffen von kristallinischem Schmalz kann man es in Schmalzstearin und Schmalzöl (Lardoil) trennen. Das frische Schmalzöl findet bei der Speisefettfabrikation Verwendung; ranzige Oele werden in den Vereinigten Staaten vielfach zur Seifenfabrikation benutzt.


Literatur: [1] Lewkowitsch, Chemische Technologie und Analyse der Oele, Fette und Wachse, Bd. 2, S. 353, Braunschweig 1905. – [2] Deite, Handbuch der Seifenfabrikation, 3. Aufl., Bd. 1, S. 99, Berlin 1906. – [3] Hefter, Technologie der Fette und Oele, Berlin 1909.

Deite.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 697-698.
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