Seehäfen [2]

[705] Seehäfen. – Der neue Hafendamm in Dieppe wurde aus einer Reihe aufeinanderfolgender Blöcke erstellt, die in einem Trockendock in armiertem Beton mit Granitverkleidung ausgeführt wurden. Die Breite der Blöcke entspricht der Breite des Wellenbrechers, d.h. 7 bis 13 m, und ihre Länge beträgt 20–25 m. Hohlräume, die in denselben angelegt wurden,[705] erlauben, dieselben, nach Erhärtung, schwimmend an ihren Standpunkt zu bringen und sie zunächst durch Wasserbelastung, dann durch Ausmauerung der Hohlräume festzulegen und durch Ausgrabung des Untergrundes in einer Arbeitskammer, die deren untern Teil bildet, auf den fetten Boden zu stellen. Die Zwischenräume werden durch Gewölbe dicht über der Ebbe überbrückt und unter denselben in Druckluft auch die Kontinuität des Fundamentmauerwerkes erstellt. Mit Rücksicht auf den wesentlich geringeren Wasserstoß, den die Wellen gegen solche nahezu vertikale Mauer ausüben, werden ähnliche Konstruktionen in letzter Zeit unter Benutzung von armierten Betonkonstruktionen mit Vorzug ausgeführt.

In der Neuzeit wird die Steinschüttung deshalb bloß in der Tiefe ausgeführt, in welcher die Einwirkung des Wellenschlages nicht mehr oder nur noch unbedeutend fühlbar ist, und von dort ab der weitere Aufbau mit Betonblöcken bis über den Wasserspiegel mit vertikalen Außenwänden erstellt. Diese Betonblöcke erhalten entweder, ähnlich wie dies oben für Dieppe geschildert, die ganze Breite des Wellenbrechers und werden schwimmend hergeführt und dann ausgefüllt, oder sie bilden parallel-epipedisch kompakte Blöcke, die nach Erhärtung mit Hilfe von Kranen übereinander versetzt werden und oft in ihrer Mitte runde Aussparungen von 2–3 m Durchmesser erhalten, welche bei verschiedenen übereinanderliegenden Schichten einen vertikalen Schacht bilden, der schließlich mit Beton ausgefüllt wird, wodurch die Schichten zusammengehalten werden (Neapel, Genua).

Seitdem die Schiffe stets an Tiefgang zugenommen und deshalb auch die Wassertiefe vor den Kaimauern bis gegen 12 m zugenommen hat, baggert man an Stelle der Kaimauern den Boden bis unter die Hafentiefe aus und gleicht ihn mit einer beweglichen Tauchervorrichtung ab. Auf denselben stellt man nun die Karten aus armiertem Beton auf, die, infolge Aussparung von Hohlräumen, schwimmend an Stelle gebracht und durch Ausfüllen mit Beton zum Aufsitzen gebracht werden. Diese Karten erhalten direkt die Abmessungen der Kaimauer und werden in Längen bis zu 30 m in Trockendocks erbaut, wo sie bis zur Erhärtung verbleiben. Besitzt der Hafen teilweise eine noch größere Tiefe, als man vor den Kaimauern bedarf, so erbaut man wohl Pfeiler auf dem Untergrund, die bis auf Kote = 12,00 hinausreichen, und Stellt die Karten auf diese Pfeiler, mit denen sie verankert und gegen den Schub der hinterliegenden Anschüttung (Steinpackung) gesichert werden (Marseille, s. die vorstehende Figur). Welches auch das Fundationsverfahren sei, so schließt man das Fundament meist ungefähr bei tiefstem Wasserspiegel mit einer Sockelschicht ab und verkleidet über derselben die Kaimauer bis unter die Deckplatte, sei es mit Backsteinen, sei es mit kleinen Quadern. Die Deckplatten sollen über die Mauer nicht vorspringen, ungefähr 0,40–0,50 m hoch und 1,00–1,20 m breit sein und gegen Ausweichen miteinander verkämmt werden.

Zschokke.

Seehäfen [2]
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 705-706.
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