Schwefel [4]

[570] Schwefel. – Seit dem Kriege, in Deutschland und auch in englischen Fabriken, nach dem Chance-Claus-Verfahren gewonnen. Rohstoff ist meist Anhydrit (CaSO4) oder Gipsstein. Diesen reduziert man im Drehrohrofen mittels beigemengter Kohle zu Calciumsulfid (CaS). Letztgenanntes wird mit Wasser zu dünnem Brei verrührt, um ihn in sieben hohen eisernen Zylindern mit hindurchgeblafener Kalkofen-Kohlensäure zu sättigen. Dadurch wird er in Calciumsulfhydrat [Ca(SH)2] und Calciumkarbonat umgewandelt, worauf in den gesättigten Zylindern aus dem Calciumsulfhydrat Schwefelwasserstoff entsteht. Diesen sammelt man in einem Gasbehälter und führt ihn von dort unter bestimmter Zumischung von Luft dem Claus-Ofen zu, einem niedrigen Schachtofen mit übereinander angebrachten Rosten, auf denen Stücke von Raseneisenerz oder Beauxit liegen. Derartige, auf schwache Rotglut vorerhitzte Ofenfüllung zersetzt katalytisch das Gasgemisch unter Abscheidung von Schwefel und Bildung von Wasserdampf. Die hierbei freiwerdende Wärme unterhält dann die Glut. Man gewinnt also Schwefel und kohlensauren Kalk [1]. – Schwefel aus den Gasen der Trocken Destillation der Kohle liefert das unter Ammoniumsulfat beschriebene Polythionatverfahren von Walther Feld.


Literatur: [1] Ost, Chem. Technologie, 7. Aufl., Hannover 1911, S. 93.

Moye.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 570.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: