[50] Abruzzen (s. die Karten bei »Italien«), der höchste Teil des zentralen Apennin zwischen den Flüssen Tronto und Sangro, hauptsächlich vom Aterno, im Unterlauf Pescara genannt, entwässert. Das ganze Apenninensystem erreicht in den A. seine größte Höhe, indem der Gran Sasso d'Italia zu 2914 m, der höchsten Höhe der ganzen Halbinsel, die Majella zu 2795 m sich erhebt. Das Gebirge besteht aus zwei Parallelketten, von denen die höhere, wildere im O. steil zum Adriatischen Meer abfällt, aber auch die westliche im Velino zu 2487 m ansteigt; zwischen beiden Ketten liegt die Hochebene des obern Aterno (ca. 700 m), während im W. das Tal des Salto und das Becken des jetzt trocken gelegten Fuciner Sees (655 m) es vom römischen Subapennin scheidet. Das rauhe Gebirgsland ist im Winter monatelang in Schnee vergraben. Schöne Viehherden weiden auf den Bergen und in den Tälern. Die Schweine- und Schafzucht ist erheblich. Getreidebau tritt etwas zurück, auch Weinbau wird nur an den Talgehängen getrieben, und Oliven und Feigen gedeihen nur in den untern Hügellandschaften und am Adriatischen Meer. Die A. werden von den Eisenbahnlinien Rom-Avezzano-Pescara und Terni-Solmona-Isernia durchschnitten. Nach dem Gebirge hat diese Landschaft des ehemaligen Königreichs Neapel den Namen erhalten und zerfällt, mit der Provinz Molise zu einem Landesteil vereinigt, in die Provinzen Aquila, Teramo, Chieti und Campobasso (Molise) mit zusammen 16,527 qkm (300,2 QM.) und (1901) 1,441,551 Einw. Die Abruzzesen sind ein Hirtenvolk von patriarchalischer Einfachheit, anhänglich an Vaterland, Religion und Regierung, wenig gebildet (52 Proz. Analphabeten), abergläubisch, musikalisch und gastfrei. Als kräftiger, abgehärteter Menschenschlag geben sie treffliche Soldaten. Viele Abruzzesen wandern jährlich auf einige Monate aus, um in den benachbarten Provinzen Hirten- und Erntearbeit zu verrichten. Das Banditenwesen ist jetzt ausgerottet. Vgl. Bindi, Monumenti storici ed artistici degli Abruzzi (Neap. 1889, 2 Bde.).