[423] Amenorrhöe (Amenie, griech., »ohne Monatsfluß«), das Ausbleiben der Menstruation in der Zeit der Geschlechtsreife. Dieser Zustand ist natürlich während der Schwangerschaft und der Dauer des Stillgeschäftes. Zuweilen tritt die Menstruation bei stillenden Frauen wieder ein, ohne daß eine Störung vorliegt. Die krankhafte A. kann angeboren (Amenorrhoea primaria, organica) oder erworben (A. secundaria, Suppressio mensium) sein. Die Ursachen derselben sind mangelhafte Entwickelung, bez. Fehlen der Gebärmutter oder der Eierstöcke, mangelhafter Ernährungszustand der Gebärmutter infolge entzündlicher Erkrankungen der Beckenorgane oder infolge von Allgemeinerkrankungen des Körpers, die eine Schwächung des Gesamtorganismus zur Folge haben, wie Bleichsucht, Anämie, Fettsucht, akute (z. B. Typhus) und chronische (z. B. Tuberkulose) Infektionskrankheiten. Auch ohne nachweisbare organische, örtliche oder allgemeine Ursachen kommt A. (funktionelle A.) nicht selten bei erblich nervös belasteten Individuen vor. Auch starke psychische Erregung (heftiger Schreck) kann zuweilen A. hervorrufen. Scheinbare A. tritt bei angebornem oder erworbenem Verschluß der Gebärmutter oder Scheide auf. Das Menstrualblut sammelt sich infolgedessen oberhalb der Verschlußstelle an, wodurch mehr oder weniger heftige Schmerzen hervorgerufen werden. Die Behandlung der krankhaften A. kann nur auf Grund sorgfältiger Untersuchung der Geschlechtsorgane und des ganzen Körpers einschließlich des Blutes vorgenommen werden. Je nach der Ursache ihrer Entstehung wird sich die Therapie bald gegen ein örtliches Leiden, bald gegen eine Allgemeinerkrankung oder ihre Folgezustände zu richten haben.