[705] Archilŏchos, griech. Lyriker der ersten Hälfte des 7. Jahrh. v. Chr., aus Paros, begleitete eine Kolonie nach der Insel Thasos, verließ aber diese bald wieder, teils aus Not, teils wegen der Anfeindungen, die er sich durch seine maßlose Spottsucht zugezogen, und scheint überhaupt ein unstetes und bewegtes Leben geführt zu haben. Seinen Tod fand er im Kriege durch einen Naxier. Die Alten stellten ihn wegen seiner Genialität unmittelbar neben Homer. Er erfand eine Fülle neuer metrischer Formen, die er meisterhaft handhabte; insbes. brachte er die iambischen und trochäischen Maße zur Durchbildung und schuf die epodische Gattung. Die Sprache beherrschte er in wunderbarer Weise und verstand es, für die verschiedenartigsten Empfindungen den entsprechenden Ton und Ausdruck mit Leichtigkeit zu finden. Man hatte von ihm Hymnen, Päane, Dithyramben, Elegien, Epigramme und Jamben, in denen er besonders seiner Erbitterung über Welt und Menschen Luft machte, selbst Freunde mit herbem Spott nicht verschonend, Feinde mit erbarmungslosen Schmähungen geißelnd. Lykambes, der ihm die früher verlobte Tochter Neobule verweigerte, soll sich mit seiner Familie in Verzweiflung über seine heftigen Angriffe erhängt haben. Sammlung der ziemlich zahlreichen Fragmente in Bergks »Poetae lyrici graeci«, Bd. 2; Übersetzung von Herder (in den »Zerstreuten Blättern«) und Hartung (Leipz. 1857).