Aveiro [2]

[196] Aveiro (spr. awēru), Joseph Mascarenhas, Herzog von, geb. 1708, dem königlichen Hause verwandt, gest. 13. Jan. 1759, war erblicher Oberhofmarschall und unter Johann V. ebenso mächtig wie hochmütig und gewalttätig, wurde aber unter Joseph durch Pombal verdrängt. Eine Verschwörung, von A. und dem hohen Adel geleitet, sollte dem verhaßten Regiment ein Ende machen. In der Nacht vom 3. zum 4. Sept. 1758, als Joseph von seiner Geliebten, der Marquise Theresia von Tavora, zurückfuhr, wurde er von zwei Schüssen leicht verwundet. Gleich folgenden Tages hieß es in Lissabon, der Herzog und die mit ihm verschwägerten Tavoras seien die Urheber, und 13. Dez. ließ Pombal sämtliche Tavoras und den Herzog von A. verhaften. Auf Grund von Geständnissen, durch die Folter erpreßt, wurden die Angeklagten verurteilt. Auch die Austreibung der der Mitschuld angeklagten Jesuiten aus Portugal (3. Sept. 1759) war eine Folge. Jener Königsmörderprozeß ist nach Olfers (»Über den Mordversuch gegen den König Joseph von Portugal«, Berl. 1839) unregelmäßig geführt worden und ein Teil der Verurteilten, nicht aber der Herzog von A., wahrscheinlich unschuldig gewesen. Unter der Königin Maria I. fand eine Revision des Prozesses statt, infolge deren 1781 das frühere Urteil in Bezug auf sechs Personen widerrufen und ihre Rehabilitierung verfügt werden sollte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 196.
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