Bourg

[282] Bourg (spr. būr oder burk, »Flecken«), Name zahlreicher Ortschaften in Frankreich. Am bedeutendsten: 1) B.-de- Péage, Stadt im Depart. Drôme, Arrond. Valence, am linken Ufer der Isère, über die eine Brücke nach Romans führt, mit Seidenraupenzucht, Fabrikation von Hüten, Leder, Seilen, Färberei und (1901) 4288 Einw. – 2) B. d'Oisans, le, s. Oisans. – 3) B.-en-Bresse (spr. burk-ang-bräß), Hauptstadt des Depart. Ain, in der Landschaft Bresse, an der Reyssouze, Knotenpunkt an der Lyoner Bahn, mit der schönen Kirche Notre Dame, der 1511–36 in gotischem Stil erbauten Kirche von Brou (einer mit B. vereinigten Ortschaft), welche die berühmten Mausoleen Philiberts des Schönen, seiner Mutter Margarete von Bourbon und seiner Gemahl in Margarete von Österreich enthält, neuem Präfekturgebäude, Denkmälern des Generals Joubert (dem zu Ehren auch ein Obelisk errichtet wurde), des Arztes Bichat (von David d'Angers) und des Schriftstellers Edgar Quinet, einem Handelsgericht, Lyzeum, Normalschule für Lehrer und Lehrerinnen, Gewerbeschule, Taubstummeninstitut. Irrenhaus, einer Bibliothek (25,000 Bände), einem Museum und (1901) 17,870 Einw., die Fabrikation von künstlichen Mineralwässern, Töpferwaren und Handel mit Getreide, Wein, Feder- und Hornvieh betreiben. B. stammt aus der Römerzeit,[282] gehörte später zu Burgund und seit dem 12. Jahrh. zu Savoyen; seit 1601 ist es französisch (s. Bresse). Es ist die Vaterstadt Quinets (s. oben) und des Astronomen Lalande. – 4) B.-la-Reine, Flecken im Depart. Seine, Arrond. Sceaux, 7 km südlich von Paris, an der Bièvre und der Orléansbahn, mit zahlreichen Villen, schönen Gärten, Baumschulen, Tonwarenfabrikation, Denkmal des Philosophen Condorcet und (1901) 4181 Einw. Am 19. Sept. 1870 Schauplatz heftiger Gefechte. – 5) B.-lès-Valence, Vorstadt von Valence, im Depart. Drôme, an der Rhone und an der Lyoner Bahn, mit (1901) 3512 Einw., Fabrikation von Glas und bedruckten Stoffen. – 6) B.-St.-Andéol (spr. ßängt-angdeoll), Stadt im Depart. Ardèche, Arrond. Privas, rechts an der Rhone, an der Lyoner Bahn, mit Kettenbrücke, einer schönen romanischen Kirche (12. Jahrh.), Collège, (1901) 3539 Einw. und Seidenspinnereien. Dabei die »Fontaine de Tournes« und an dem Felsen, dem das Wasser entströmt, ein Relief zu Ehren des Gottes Mithra. – 7) B.-St.-Maurice (spr. ßäng-morīß'), Flecken im Depart. Savoyen, Arrond. Moûtiers, 870 m ü. M., an der Isère und an der Bergstraße über den Kleinen St.-Bernhard, mit (1901) 1182 (als Gemeinde 2827) Einw., die Marmorbrüche und Bergbau betreiben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 282-283.
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