Broschi

[459] Broschi (spr. -sli), Carlo, Sänger, geb. 24. Jan. 1705 in Neapel, gest. 15. Juli 1782 in Bologna, unter dem Namen Farinelli einer der berühmtesten Gesangsvirtuosen (Kastrat), kam in seinem 17. Jahre nach Rom, wo er am Theater Aliberti debütierte und das Publikum in Erstaunen setzte durch die Kraft, Ausdauer und Geläufigkeit seiner Stimme. In Wien (1731) mußte er vom Kaiser Karl VI., während dieser ihn am Klavier begleitete, die Ermahnung hören, sich einer größern Einfachheit zu befleißigen, um nicht bloß Überraschung, sondern auch Rührung hervorzurufen. Diese Kritik sowie der Verkehr mit Bernacchi, den er 1727 in Bologna kennen lernte, blieben nicht ohne läuternden Einfluß auf Broschis Kunstanschauung; denn als er einige Jahre später (1734) in London auftrat, wußte er den höchsten Ansprüchen zu genügen. Von hier aus ging er nach Madrid und machte durch seinen Gesang den wunderbarsten Eindruck auf[459] den tiefmelancholischen König Philipp V., der den Künstler liebgewann und sich von ihm selbst in politischen Angelegenheiten bestimmen ließ. (Dieser Vorgang wurde mehrfach als Opernstoff benutzt, unter andern für Aubers »Des Teufels Anteil«.) B. ward Grande von Spanien, Ritter des großen Ordens von Calatrava und erhielt zugleich das Dekret einer lebenslänglichen Anstellung als königlicher Kammersänger mit einem jährlichen Gehalt von 2000 Karolin (40,000 Mk.). Auch bei den Königen Ferdinand VI. und Karl III. stand B. in hohem Ansehen. Ersterer gründete nach seinem Plan eine Oper und ernannte ihn zum Direktor derselben. 1761 ging B., im Besitz eines ungeheuern Vermögens, nach Bologna zurück, baute sich ein Landhaus und verbrachte dort den Rest seines Lebens.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 459-460.
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