Burgdorf

[619] Burgdorf, 1) B. in Hannover, Kreisstadt im preuß. Regbez. Lüneburg, an der Aue und der Staatsbahnlinie Lehrte-Harburg, hat eine evang. Kirche, Synagoge, landwirtschaftliche Winterschule, altes Schloß, Amtsgericht, Fabrikation von Dezimalwagen, Öl, Konserven, Stärke, Silberwaren, Dampfnudeln und Makkaroni, Honigkuchenbäckerei, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei, 2 Dampfsägemühlen und (1900) 3872 meist evang. Einwohner. B. erhielt um 1422 Stadtrechte. – 2) Dorf im preuß. Regbez. Hildesheim, Kreis Goslar, südwestlich von Börßum, hat eine evang. Kirche und (1900) 864 Einw. Dabei die Feldmark Warle, wahrscheinlich die Stätte der Kaiserpfalz Werle, wo sächsische und salische Kaiser gewohnt und Reichstage gehalten und die Billunger residiert haben. – 3) (franz. Berthoud) Bezirkshauptstadt im schweizer. Kanton Bern, am Ausgang des Emmentals, Knotenpunkt der Eisenbahnen Aarau-Bern, Solothurn-Langnau-Luzern und der elektrischen Bahn B.-Konolsingen-Thun, 536 m ü. M., sich malerisch an den Westabhang und das Plateau eines Sandsteinhügels anlehnend, hat eine gotische Kirche (15. Jahrh.), ein stattliches altes Schloß mit Verwaltungsräumen, Gefängnis, historischen Sammlungen (Pestalozzis Erziehungsanstalt 1798), ein Gymnasium, Technikum, Mädchensekundarschule, eine Stadtbibliothek, Leinen- und Wollindustrie, Bleicherei, Färberei, Bleiweiß- und Staniolfabrikation, Käsehandel und (1900) 8395 meist reformierte Einwohner. – B., 1175 zum erstenmal urkundlich genannt, ist wahrscheinlich eine Gründung der Zähringer, deren letzter, Bertold V., hier residierte. Nach dem Aussterben der Zähringer 1218 erhoben es die Grafen von Kyburg zur Hauptstadt ihres Gebiets und schlugen 1300 den Weiler Holzbrunn dazu. Nach dem sogen. Kyburger Krieg mußten sie es jedoch 1384 nebst Thun den Bernern für 37,800 Gulden käuflich überlassen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 619.
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