[303] Falsett (ital., Fistel, Fistelstimme), eine besondere Art der Stimmerzeugung, die namentlich für höhere Tonlagen geeignet und deren Klangfarbe von der der gewöhnlichen Stimme erheblich verschieden ist. Beim F. schwingen die Stimmbänder entweder mit ihrem innern Rand oder nur im hintern Zweidrittel, während das vordere Drittel der Stimmritze geöffnet bleibt. Auch die Zerlegung des Stimmbandes durch eine längs verlaufende Knotenlinie in zwei entgegengesetzte schwingende (äußere und innere) Flächen mag vorkommen. Die größere Kraft der Bruststimme gegenüber der Fistelstimme wird dadurch bedingt, daß sich bei jener die Stimmbänder innig aneinander legen und dadurch die stark gespannte Luft plötzlicher und energischer heraustreten lassen. Auch findet bei den Fisteltönen wegen der großen Weite der Stimmritze keine Resonanz der Brust, kein Erzittern der Brustwand statt, sondern es überwiegt hier die Resonanz des Ansatzrohrs, nämlich der Mund- und Rachenhöhle (daher auch Kopfstimme genannt). Die Falsettstimme wurde früher in ausgedehntem Maße für den Kunstgesang ausgenutzt, besonders im 1516. Jahrh. zur Ausführung der Sopran- und Altpartien der kirchlichen polyphonen Tonsätze durch Männer (Frauen durften in der Kirche nicht singen, Kinder konnten es nicht, wegen der jahrelanges Studium erfordernden schwierigen Theorie der Notengeltungen in der Mensuralmusik). Später (im 17. bis 18. Jahrh.) wurden die Falsettisten (Alti naturali) durch die Kastraten (s.d.) ersetzt.[303]