[435] Fernmeldeapparat (Fernmelder), Vorrichtung, durch die ein Vorgang an einer entfernten Stelle erkennbar gemacht werden kann, in der Regel unter Benutzung des elektrischen Stromes (elektrischer Fernmelder). Wo der Zuruf oder die Geste nicht mehr ausreicht, benutzt man in industriellen Anlagen, bei Verkehrsanlagen, im Heer- und Seewesen das Signal, besonders das optische Zeichen, das mechanisch oder elektrisch gestellt wird.
Bei dem sehr praktischen elektrischen Fernzeiger von Siemens u. Halske ist eine Anzahl Stellungen am Sender mit einer gleichen Anzahl Stellungen am Empfänger derart verbunden, daß jeder Stellung am ersten eine und nur eine Stellung am andern entspricht, und daß die Herstellung einer Senderstellung unbedingt auch die entsprechende Empfängerstellung hervorruft. Als Sender dient ein Kommutator in der Form eines Kurbelkontakts K (Fig. 1), dessen Kurbel d mit dem einen Pol einer Stromquelle B in Verbindung steht, und ein beliebiges der drei Kontaktstücke a, o, c.
Der Empfänger M besteht aus drei Elektromagneten a1, b1, c1, deren Wickelungen durch eine gemeinsame Leitung an den zweiten Pol der Batterie B geführt werden. Die drei äußersten Enden der Elektromagnetspulen sind je durch eine Leitung mit je einem Kontaktstück des Senders verbunden. Wird nun der Sender auf ein Kontaktstück ein gestellt, so wird der Strom über die mit diesem Stück verbundene Elektromagnetspule geleitet, so daß der betreffende Elektromagnet und nur dieser erregt wird. Ein über dem Elektromagnet sich drehender kleiner eiserner Zeiger wird durch die Anziehung des erregten Elektromagnets mit diesem parallel gestellt und dadurch die Einstellung des Senders am Empfänger kenntlich gemacht. Damit das Signal nicht nur von der einen zur andern Stelle, sondern auch von der letztern zur erstern gegeben werden kann, um z. B. den richtigen Empfang des Zeichens oder die Ausführung des Auftrags zu bestätigen, werden zwei Anordnungen der beschriebenen Art zusammengelegt, so daß eine jede für eine der beiden Richtungen dient. In die Rückteilung werden an beiden Stellen elektrische Klingeln W1, W2 eingeschaltet, die bei Betätigung des Apparats ansprechen und dem Absender anzeigen, daß Strom vorhanden ist, den Empfänger aber anrufen.
Bei der Ausführung des besprochenen Prinzips wird eine Anordnung benutzt, die einen vollkommenern magnetischen Kreislauf herstellt. Auf einer Grundplatte (Fig. 2 u. 3) sind die Elektromagnetspulen E1 bis E6 im Kreis aufgestellt und mit radialen, nach innen zeigenden Polschuhen ausgerüstet. In dem freibleibenden Mittelraum dreht sich ein kleiner Anker, ein gleicharmiger Hebel, um eine zu den Magnetkernen parallele Achse.
Die untern Enden der Elektromagnete sind in gleicher Weise geschaltet und umfassen einen zweiten gleichen Anker, der mit dem obern durch eine Welle verbunden ist. Je zwei diametral gegenüberstehende Elektromagnetspulen sind derart in eine Reihe geschaltet, daß sie einander oben und unten entgegengesetzte Pole zukehren. Geht nun ein Strom durch ein solches Spulenpaar, so entsteht zwischen ihren Polschuhen oben und unten ein starkes magnetisches Feld, und die drehbaren Anker stellen sich in die Polverbindungslinie ein. Wird mithin der Kurbelumschalter betätigt, so erregt er reihenweise die Spulenpaare, und der Anker folgt seiner Bewegung, indem er sich stets für jede Kontaktgebung zwischen die betreffen den Pole stellt. Auf diese Weise werden sechs Ankerstellungen erzielt, denen sechs Signale entsprechen.
Um nun aber, wie es meist erforderlich ist, mehr Signale geben zu können, läßt man jede Ankerstellung nicht nur einer, sondern mehreren Stellungen auf der Skala, von denen jede einer besondern Gruppe angehört, entsprechen, so daß also die Ankerstellung I nicht nur der Skalastellung 1, sondern auch 7, 13, 19 etc. entspricht. Die Stellung 7 erscheint erst dann, wenn der Anker einen vollen Umgang gemacht hat und den neuen Umgang mit 7 beginnt. Nach diesem Prinzip läßt sich die Skala der Stellungen beliebig groß machen, denn einer jeden Stellung entspricht[435] eine bestimmte Gruppe und in der Gruppe eine bestimmte Ankerstellung.
Bei der vielfachen Verwendung, deren das geschilderte Prinzip in der Praxis fähig ist, wird sich die jeweilige Form des Senders wie des Empfängers sehr verschieden gestalten. Immerhin kann man den Schiffskommandoapparat wegen seiner praktischen Anordnung und seiner gedrungenen Form in gewisser Hinsicht als typisch ansehen. Fig. 4 (S. 435) zeigt einen Wandapparat dieser Art; man erkennt daran den Einstellhebel, durch den der Kommutator betätigt wird, und den Zeiger des Empfängers, der hinter der Glasscheibe über der Skala mit den Signalangaben spielt. Sender und Empfänger sind also hier zu einem Apparat vereinigt. Zum Betrieb des Fernzeigers kann man Batterie- oder Maschinenstrom anwenden. Bei letzterm ist die hohe Spannung durch Vorschalten von Widerständen zu vermindern. Zur Beleuchtung des Apparats dienen bei Anwendung von Maschinenstrom zwei Glühlampen, die wechselweise eingeschaltet werden können, damit stets ein Rückhalt vorhanden ist. Vgl. Fernmeßinduktor.
Buchempfehlung
Wenige Wochen vor seinem Tode äußerte Stramm in einem Brief an seinen Verleger Herwarth Walden die Absicht, seine Gedichte aus der Kriegszeit zu sammeln und ihnen den Titel »Tropfblut« zu geben. Walden nutzte diesen Titel dann jedoch für eine Nachlaßausgabe, die nach anderen Kriterien zusammengestellt wurde. – Hier sind, dem ursprünglichen Plan folgend, unter dem Titel »Tropfblut« die zwischen November 1914 und April 1915 entstandenen Gedichte in der Reihenfolge, in der sie 1915 in Waldens Zeitschrift »Der Sturm« erschienen sind, versammelt. Der Ausgabe beigegeben sind die Gedichte »Die Menscheit« und »Weltwehe«, so wie die Sammlung »Du. Liebesgedichte«, die bereits vor Stramms Kriegsteilnahme in »Der Sturm« veröffentlicht wurden.
50 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro