Gehirnquetschung

[478] Gehirnquetschung (Contusio cerebri), die Folge einer Einwirkung mechanischer Gewalt, wie Schlag an den Schädel, Fall auf den Kopf etc. Dabei sind die Schädelknochen und die häutigen Hüllen des Gehirns bald mit verletzt, bald unbeschädigt. Am Gehirn beschränkt sich die Quetschung gewöhnlich auf kleine Stellen der Hirnrinde, die dem Orte der Gewalteinwirkung am nächsten liegen oder in der Verlängerung der Stoßrichtung an der Schädelgrundfläche gelegen sind (Gegenstoß, contre-coup). Die gequetschten Gehirnpartien sind mit kleinen, zahlreichen Blutaustritten durchsetzt und, durch die letztern teilweise zertrümmert, in einen roten Brei (s. Gehirnerweichung) umgewandelt. Die Symptome der einfachen G. bestehen in Reizungserscheinungen: der Kranke ist sehr aufgeregt und unruhig, sein Gesicht gerötet, der Puls schnell und klein, es bestehen Kopfschmerzen, Empfindlichkeit gegen Lichteindrücke und Geräusche, oft allgemeines Zittern der Glieder, große Schwäche und Unsicherheit der Bewegungen, der Schlaf fehlt gänzlich oder ist sehr unruhig. Auch kann Fieber hinzutreten,[478] zumal wenn sich eine Gehirnentzündung zur G. hinzugesellt. Ist der Schädel zerbrochen und drücken einzelne Teile desselben auf die Gehirnsubstanz oder dringen gar in dieselbe ein, so wird man je nach dem Orte der Verletzung eine Lähmung einzelner Teile des Körpers beobachten. Ein operativer Eingriff (Hebung der in die Gehirnsubstanz eingedrückten Knochenteile) ist alsdann notwendig. Die Erscheinungen der reinen G. halten gewöhnlich nur wenige (2–4) Tage an. Die Behandlung ist im wesentlichen eine symptomatische. Kalte Umschläge und Eisbeutel auf den Kopf, ein Aderlaß oder die Applikation von Blutegeln an die Schläfen und hinter die Ohren, Abführmittel, knappe Diät, kühle Getränke sind empfehlenswert; aufgeregten Kranken kann auch Chloralhydrat oder Morphium gegeben werden. Vgl. Gehirnerschütterung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 478-479.
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