Göpel

[130] Göpel (Roßwerk), eine Maschine, deren Achse durch die Zugkraft von Tieren (Pferdegöpel), seltener durch Menschenhand (Handgöpel) oder durch Gewicht von Tieren (Tretgöpel) in Umdrehung versetzt und zum Betrieb von Arbeitsmaschinen, zum Heben von Lasten etc. verwendet wird.

Fig. 1. Pferdegöpel von Eckert (Ansicht von oben).
Fig. 1. Pferdegöpel von Eckert (Ansicht von oben).

Eine bewährte Konstruktion von Göpeln, welche die Maschinenfabrik von H. F. Eckert in Friedrichsberg-Berlin liefert, zeigen Fig. 1 u. 2. Das große Glockenrad a, das sich auf einem in der Grundplatte e eingesetzten Zapfen dreht, wird durch drei Laufrollen e' geführt. Die vier Schuhe b nehmen die langen Zugbäume b, an denen die Pferde wirken, auf. Durch Spannstangen c sind diese untereinander verstrebt, um die Zugkräfte auszugleichen. Durch das konische Rad a wird ein Getriebe und das auf der Achse dieses letztern sitzende Stirnrad g in Umdrehung versetzt. Dieses greift wieder in ein Getriebe, auf dessen Welle das Universalgelenk i sitzt, von dem die Bewegung auf die Arbeitsmaschine übertragen wird.

Fig. 2. Pferdegöpel von Eckert (Seitenansicht).
Fig. 2. Pferdegöpel von Eckert (Seitenansicht).

In dem Sitz k befindet sich der Treiber. Häufig wird auch das erste Räderpaar aus Stirnrädern, von denen dann das große oft innen verzahnt und das zweite aus konischen Rädern gebildet ist. Es werden jetzt Vorrichtungen vorgeschlagen, durch die bei Unglücksfällen der G. vom Sitz aus gebremst und die Tiere abgegesträngt werden, auch solche, die den Zug der einzelnen Tiere ausgleichen sollen, oder durch welche die Tiere zur Ersparung des Kutschers von dem die Arbeitsmaschine Bedienenden durch Peitschen angetrieben werden können. Die allgemein verwendeten sogen. Universalgelenke oder Klauenkuppelungen, welche die einzelnen Transmissionsstangen beim Göpelbetriebe verbinden, sind wegen ihrer vorstehenden Teile gefährlich, weil leicht Kleider von Personen damit erfaßt werden und dadurch Unglück herbeigeführt wird. Eine neue Kugelgelenkkuppelung von W.Studti in Elbing vermeidet diese Übelstände dadurch, daß die eine Hälfte aus einer Vollkugel besteht, die an dem einen Wellenende sitzt, während die andre Hälfte, an dem andern Wellenende sitzend, eine Hohlkugel bildet, welche die erstere umschließt. Ein in der Hohlkugel befindlicher Stift greift dabei in einen Schlitz der Vollkugel, wodurch die Übertragung der Drehbewegung erfolgt. Ein weiterer Vorteil dieser Kuppelung gegenüber der frühern besteht in der gleichmäßigern Umfangsgeschwindigkeit des Antriebes und in der geringern Längsverschiebung der Wellen, wodurch die Erschütterungen der Maschinen verringert werden. Diese Göpelart, bei der die Zugtiere die Welle bei jedem Rundgang überschreiten müssen, ist namentlich in Norddeutschland sehr verbreitet; in Süddeutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz findet man häufiger die Säulengöpel, bei denen die stehende Welle nach oben verlängert ist und von dort die Bewegung durch einen Riemen auf die Arbeitsmaschine fortgepflanzt wird, so daß die Zugtiere unter dem Riemen hindurchgehen. Die G. sind meistens auf dem Boden befestigt, werden aber auch fahrbar gemacht. In Süddeutschland ordnet man die G. auch derart an, daß deren Grundplatte an der Decke befestigt wird und die Zugbaume nach unten reichen. Man erhält dadurch eine freie Bodenfläche. Erfahrungsmäßig kann man annehmen, daß ein Pferd am G. bei 8 Stunden täglicher Arbeitszeit und bei einer Geschwindigkeit von 0,9 m (im Schritt) eine Kraft von 50 kg ausübt, also in einer Sekunde 50. 0,9 = 45 Meterkilogramm oder 0,6 Pferdekraft Arbeit verrichten kann.

Die in Frankreich und Amerika vielfach benutzten Tretgöpel werden aus einer geneigten endlosen Bahn gebildet, welche die Tiere zu erklimmen suchen. Hierbei schiebt sich infolge der Schwere und des von den Beinen ausgeübten Druckes die Bahn unter dem Tier fort und setzt ihre Walzen in Umdrehung. Die [130] Bewegung derselben wird in geeigneter Weise umgesetzt und weitergeleitet. Für den Kleinbetrieb, besonders für Hunde, wird das Tretrad verwendet, bei dem das Tier auf der innern Radfläche läuft. In Frankreich wird Tretgöpel und Arbeitsmaschine häufig auf einem einzigen, oft zweiräderigen Fahrgestell vereinigt. – G. nannte man sonst auch alle beim Bergbau gebräuchlichen Fördermaschinen, die durch Wasser, Dampf oder gepreßte Luft in Bewegung gesetzt werden, und unterschied hiernach Wasser-, Dampf- und Luftgöpel und bei den erstern Wasserradgöpel, Turbinengöpel oder Wassersäulengöpel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 130-131.
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