Göpel

[584] Göpel oder Roßwerke sind Motore, welche die Muskelkraft von Tieren dadurch für den Antrieb von Arbeitsmaschinen nutzbar machen, daß auf einem wagerechten Hauptrade (Stirn- oder Kegelrade) eine entsprechende Anzahl von Zugbäumen angebracht sind, an denen die im Kreise gehenden Zugtiere angespannt werden. Von diesem Hauptrade aus wird durch zwei bis drei Uebersetzungen die Geschwindigkeit vervielfältigt und schließlich die Bewegung unter Vermittlung einer leicht ausrückbaren Kupplung auf die Welle der Arbeitsmaschine übertragen. Zur Unterscheidung von den Tretgöpeln (s.d.) werden diese Motore auch Rundlaufgöpel genannt. Man unterscheidet liegende und Säulengöpel.

Dieselben sind für 1–4 Zugtiere gebaut; noch mehr Tiere vorzuspannen ist nicht ratsam, da die Gesamtleistung nicht im Verhältnis zur Zahl der Zugtiere zunimmt; vgl. das unter Arbeitskraft Gesagte.

An den liegenden Göpeln ist das ganze Triebwerk auf einer Grundplatte oder einem Holzkreuz montiert und entsprechend im Boden befestigt. Die Lagerung hat so tief zu geschehen, daß die Transmissionsstange unter dem Hufschlag der Zugtiere durchgeht und diese unter günstigem Winkel anziehen können. Sehr zweckmäßig ist die vollständige Verdeckung des Triebwerkes bei den Glockengöpeln (s. Fig. 1). Bei stärkeren Göpeln ist die Form des Bügelgöpels beliebt (s. Fig. 2). Die einfachste Form ist die des Stirnradgöpels (Fig. 3). Bei allen diesen Formen kommt man mit zwei Uebersetzungen aus. Erreicht man nicht die gewünschte Tourenzahl, so wird am Ende der Transmissionsstange eine Riemenscheibe angebracht, oder man bedient sich eines Zwischengestells (s. Fig. 4 und 5); im letzteren Fall findet der Antrieb der Arbeitsmaschine in der Richtung der Transmissionsstange statt.

Die Säulengöpel besitzen zwei oder drei Zahnradübersetzungen; dementsprechend steht dann die Riemenscheibe wagerecht, oder senkrecht, wie in Fig. 6 gezeigt. Zwei Räderpaare liegen unten, die Welle des vierten Zahnrades ist innerhalb einer Gußfäule bis über das Ende derselben verlängert und trägt dann entweder die wagerechte Riemenscheibe oder es ist eine[584] dritte Uebersetzung vorhanden, um den Lagerblock und damit die Riemenscheibe in beliebiger Richtung einzuteilen. Wenn ein häufiger Wechsel des Aufstellungsortes nötig ist, können sowohl die liegenden wie die Säulengöpel auf einem fahrbaren Gestell montiert werden.

Beim Betrieb der Göpel ist eine feste und horizontale Aufstellung wichtig; ferner sollen die Zugbäume eine Länge von mindestens 3,5–4 m haben, weil sich die Tiere bei der Arbeit in kleinerem Kreis zu sehr durchbiegen müssen und deshalb kleinere Schritte machen und weil die in Richtung des Zugbaumes fallende, für den Zug nicht nutzbare Komponente der Zugkraft um so größer wird, je kürzer die Zugbäume sind. Die Bahn für die Zugtiere muß seit und eben sein. Der Anzug soll federnd geschehen zur Schonung des Göpels und der Tiere.

Jeder Göpel soll eine Falle besitzen, die ein Nachlaufen der Zugbäume verhindert, wenn die Tiere stillstehen. Ferner sind ausreichende Sicherheitsvorrichtungen anzubringen, die ein Verletzen des Bedienungspersonals u.s.w. verhindern. Der Antrieb soll ruhig und gleichmäßig erfolgen. Die Geschwindigkeit ist bei Pferden 50–55, bei Ochsen 30–35 m pro Minute, die Leistung um ca. 1/4 kleiner als beim Zug geradeaus und darf mit 0,7–0,55 PS. angenommen werden. Der Nutzeffekt ist bei gut gebauten Göpeln mit zwei Räderpaaren 75–80%, mit drei solchen 65–70%. Die Kosten pro Pferdekraft und Stunde berechnen sich bei mittleren Ansätzen mit 1 ℳ. bis 1 ℳ. 20 Göpel.

Beim Bezüge von Göpeln muß angegeben werden, ob sie für Pferde- oder Ochsenbetrieb und für wie viele Tiere sie bestimmt sind, ferner die Abmessungen sowie verlangte Tourenzahl der Arbeitsmaschine. Die Preise sind je nach Ausführung und Größe sehr verschieden. Am billigsten sind die Stirnradgöpel, es folgen die Bügel- und sodann die Säulen- und Glockengöpel. Näheres ergeben die Kataloge z.B. von H. Lanz, Mannheim; Eisenwerk Bergedorf bei Hamburg; Hofherr & Schrantz, Wien; M.F. Eckert, Aktien-Gesellschaft, Berlin-Friedrichsfelde; Maschinenfabrik Badenia, Weinheim (Baden), u.a.

Wrobel.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2., Fig. 4.
Fig. 2., Fig. 4.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 5.
Fig. 5.
Fig. 6.
Fig. 6.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 584-585.
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