Harun al Raschid

[848] Harun al Raschid (genauer Harûn er Raschîd), der mit Unrecht berühmteste der Kalifen, der Held von »Tausendundeine Nacht«, Sohn des Kalifen Mahdi, folgte seinem Bruder Hadi als fünfter Abbasid (786). Mit der Sage, die H. als das Ideal eines Herrschers preist, steht die wirkliche Geschichte in schroffem Widerspruch. H. war launenhaft, argwöhnisch, ohne Charakter. Seinen erklärten Liebling Dscha'afar, den Barmekiden (s. d.), ließ er plötzlich grausam hinrichten und die ganze um Land und Dynastie hochverdiente Familie ins Elend stürzen (803). Dabei ermangelte er eignen Herrschertalents; seine Regierung wurde deshalb durch Aufstände und Bürgerkriege sehr beunruhigt, und die Macht des Kalifats sank in wichtigen Grenzlanden, wie im Atlasgebiet und in Transoxanien, wennschon die Grenzen des Kalifats äußerlich gewahrt blieben. Der glänzende Empfang, den er 797 einer Gesandtschaft Karls d. Gr. zuteil werden ließ, machte seinen Namen im Abendland berühmt. Bagdad erreichte unter ihm die höchste Blüte. Sein Hof war der prächtigste, aber zugleich ein Sitz des Luxus und der Üppigkeit, denen namentlich seine Gemahlin Zubeida frönte. Indes wurden auch die Wissenschaften und Künste von H. begünstigt. Er starb 809 auf einem Zuge gegen Empörer in Chorasan zu Tus. Vgl. Palmer, The caliph Haroun Alraschid (Lond. 1880); A. Müller, Der Islam, Bd. 1 (Berl. 1885); Le Strange, Baghdad during the Abbasid Caliphate (Oxford 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 848.
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