Tausendundeine Nacht

[358] Tausendundeine Nacht, berühmte alte Sammlung morgenländ. Märchen und Erzählungen, ihrem Grundstock nach indischen Ursprungs, aber in persischen und später namentlich in arabischen Ländern selbständig überarbeitet und erweitert. Die jetzige Gestalt des Ganzen bietet in den ältern Teilen ein anschauliches Bild arabischen Lebens aus der Blütezeit des Kalifats dar, in den jüngern ein solches ägyptischen Lebens aus der Mamelukenzeit. Das Werk scheint in seinen Grundzügen bereits im 9. Jahrh. n. Chr. bei den Arabern bekannt gewesen zu sein, und es dürfte ihm eine persische Sammlung, »Hesâr efsâne« (»Die 1000 Märchen«), zugrunde liegen. In seiner jetzt verbreitetsten Gestalt stammt es aus Ägypten und zwar aus dem 15. Jahrh. Im Abendland wurde es erst durch Gallands »Les mille et une nuits« (Par. 1704–17, 12 Bde.; in den zahlreichen Auflagen vermehrt von Caussin de Perceval u. a.) bekannt. Die vollständigste deutsche Übersetzung der Gallandschen Bearbeitung ist die von Habicht, v. d. Hagen und Schall (5. Aufl., Bresl. 1840, 15 Bde.). Direkte Übersetzungen ins Deutsche lieferten Weil (neueste Ausg., Bonn 1897, 4 Bde., und Berl. 1906, 4 Bde.), König (neue Ausg., Brandenb. 1876, 4 Bde.), Henning (in Reclams Universal-Bibliothek), Greve (auf Grund der Burtonschen engl. Ausgabe, Leipz. 1907 ff., 12 Bde.), Cary von Karwath (Wien 1907 ff.); ins Englische Lane (neueste Ausg., Lond. 1901, 3 Bde.; dies die beste, freilich gereinigte Übersetzung), Payne (das. 1882–89, 13 Bde.) und Burton (vollständige Übersetzung, nächst der Laneschen die beste, 16 Bde.; neueste Ausg., Denver 1899; daneben auch eine Familienausgabe, Lond. 1886, 6 Bde.), ins Französische Mardrus (Par. 1899–1904, 16 Bde., nicht sehr gut). Eine Ausgabe des Originals besorgten Habicht und Fleischer (Bresl. 1825–43, 12 Bde.) sowie Macnaghten (Kalk. 1839–42, 4 Bde.; orientalische Ausgaben sind in Bulak, Bombay und Lahore, gereinigt auch in Beirut erschienen). Zu den verwickelten kritischen Fragen vgl. de Sacy, Recherches sur l'origine du recueil de contes intitulé; Les mille et une nuits (Par. 1829); de Goeje im »Gids«, 1886; A. Müller in Bezzenbergers »Beiträgen«, Bd. 13; Zotenberg, Histoire d'Alâ al-dîn (Par. 1888) und im »Journal asiatique«, 1886, und Basset in der »Revue des traditions populaires«, Bd. 13. Unter den mannigfachen Nachbildungen der Sammlung sind Pétis de la Croix und Lesages »Mille et un jours« (Par. 1710–12, 5 Bde.; deutsch von v. d. Hagen, 2. Aufl., Prenzl. 1836, 11 Bde.), ferner »Les mille et une heures« (Amsterd. 1733, 2 Bde.) und »Les mille et un quarts d'heure« (Haag 1715–17, 3 Bde.) zu nennen. Eine erschöpfende Bibliographie von T. gibt Chauvin, Bibliographie des ouvrages arabes, Teil 4–7 (Lüttich 1892 ff.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 358.
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