Herŏdes Attĭcus

[226] Herŏdes Attĭcus (genauer Tiberius Claudius Atticus H.), griech. Redner, geb. um 101 n. Chr. zu Marathon, gest. daselbst 177, erwarb sich schon früh durch Bildung und Redekunst die Gunst des Kaisers Hadrian, der ihn 125 zum Präfekten der freien Städte der Provinz Asien ernannte. Etwa 129 nach Athen zurückgekehrt, nahm er hier als gefeierter Redner und Lehrer der Beredsamkeit sowie durch großartige Freigebigkeit, die er mit Hilfe eines ungeheuern Vermögens namentlich in der Errichtung öffentlicher Prachtbauten (wie des noch erhaltenen Odeion) betätigte, eine hervorragende Stellung ein. Von Antoninus Pius 140 als Lehrer der kaiserlichen Prinzen M. Aurel und Verus nach Rom berufen, wurde ihm 143 die Ehre des Konsulats zuteil. Seinem hohen Ruf als Redner entspricht wenig eine seinen Namen tragende Schulrede über ein Thema aus der ältern Geschichte (hrsg. in Bekkers »Oratores attici«, Bd. 5, und von Haß, Kiel 1880), deren Echtheit jedoch zweifelhaft ist. Von seiner einstigen Berühmtheit geben noch zahlreiche Inschriften Kunde. Vgl. Kämmel in Fleckeisens »Jahrbüchern«, Bd. 102 (1870); Vidal-Lablache, Hérode-Atticus (Par. 1871); Schulteß, Herodes Atticus (Hamb. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 226.
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